Wenig später erreichen wir den Ort Golden Beach am Ninety Mile Beach. Wir haben hohe Erwartungen an diesen Küstenabschnitt und wollen hier die Nacht verbringen, am liebsten direkt am Strand. Denn, und da möchte ich meinen Dumont-Reiseführer zitieren, „am fantastischen Ninety Mile Beach kann man kilometerlange Strandabschnitte ganz für sich alleine haben“. Das stimmt, das ist wahr. Menschenleer präsentiert sich uns der Strand mit der wilden Brandung, nach links und nach rechts erstreckt er sich meilenweit und einladend. Die Sache hat nur einen Haken: Der Anblick lässt sich nur vom Auto aus genießen. Sobald man aussteigt sind sie da und stürzen sich auf einen: Trilliarden von Mücken, die die Gegend jetzt im Sommer beherrschen. Wir überschlagen kurz, wie viele Stiche wir während unserer zehnminütigen Kängurupause einkassiert haben und rechnen hoch auf eine Nacht: Wahrscheinlich würden wir morgen früh gar nicht erst aufwachen. Unsere Übernachtung am Strand entfällt daher. Bei tief stehender Sonne lassen wir unseren Blick ein letztes Mal über den Strand schweifen und fahren zurück.
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In der Abenddämmerung hüpft uns dann doch tatsächlich fast noch ein Känguru vor unser Auto. Zum Glück sehen wir es rechtzeitig zu seiner gewagten Überquerung Anlauf nehmen, so dass wir bremsen können und zusehen, wie wenige Meter vor uns das stattliche Graue mit nur zwei Sätzen die breite Straße überwindet. Dann verschwindet es wieder in der Weite der Landschaft.
Tag 7, Donnerstag 15.01.2009
Von Fähren, Koalas und Pelikanen
Nach einer Nacht im Motel in dem wenig attraktiven Städtchen Sale brechen wir frühzeitig auf nach Paynesville. Von hier, haben wir gelesen, passiert eine Fähre nach Raymond Island, eine kleine Insel, auf der Koalas leben. Und die wollen wir jetzt endlich sehen. Als wir ankommen, liegt die kleine Fähre bereits abfahrbereit am Kai. Wir haben keine Ahnung, wie oft sie ablegt, wie lange die Fahrt dauert oder wo man Fahrkarten kauft. Wir wissen nicht einmal, wie groß die Insel ist und ob wir das Auto nicht doch lieber mitnehmen sollten. In Eile suchen wir die paar Dinge zusammen, die wir auf die Insel mitnehmen möchten, Sonnencreme, Fotoapparat, alles weitläufig verteilt in unserem Ford. Auch Tabletten gegen Übelkeit stecken wir ein, falls uns das Schlingern während der Überfahrt auf den Magen schlagen sollte. Ich dränge zur Eile und panisch laufen wir auf die kleine Fähre, um dort jemanden zu suchen, der uns eine Fahrkarte verkaufen oder Auskunft über die Insel geben kann. Doch schon legen wir ab und ich sehe mich verzweifelt um, wir haben doch keine Karte und brauchen wir das Auto nicht doch? Aber noch während wir uns so umsehen, wird uns schlagartig klar: Die Fähre dreht nicht etwa ab und verlässt den vermeintlichen Meeresarm. Nein, sie steuert geradewegs auf das gegenüberliegende Ufer zu, das nur einen Katzensprung von etwa 50 Metern entfernt und bereits Raymond Island ist. Wir standen die ganze Zeit schon davor. Die Fähre pendelt im Viertelstundentakt, Fahrkarten sind nicht nötig und die Überfahrt dauert keine zwei Minuten, womit auch das Risiko von Seekrankheit nahezu vollständig ausgeschlossen ist. So viel Lärm um Nichts, wir können gar nicht mehr aufhören zu lachen.