Die Landschaft wurde immer flacher und trockener, und es wurde sehr heiß. Wir kamen in den Staat Colorado, und links von uns verliefen die Berge der Rocky Mountains. In Cortez machten wir bei einem riesenhaften Supermarkt Halt und tätigten unsere Ostereinkäufe bzw. Fressalien für Picknicks. Dann fuhren wir weiter durch ein großes Navajo-Indianer-Reservat und kamen langsam wieder auf eine Höhe von 2500 Metern, wo der Mesa Verde Nationalpark liegt. Obwohl die Sonne heiß brannte, lag noch viel Schnee hier oben. Wir machten Picknick und ließen uns die liebe Sonne auf den "Pelz" brennen und wurden schläfrig. Aber Müdesein gilt bei Rotel nicht, auf ging’s wieder in den Bus und runter zu den Pueblos, den alten, schon lange verlassenen Dörfern der Anasazi-Indianer, die hier bis vor 700 Jahren lebten und die Gegend schließlich wegen langanhaltender Dürre verlassen mußten. In eine große Felsnische hatten sie mit Lehmziegeln Haus an Haus gebaut. Selbst jetzt nach 700 Jahren sind diese Bauten noch phantastisch erhalten.

Wir wollten an sich auf dem primitiven Campingplatz direkt im Nationalpark übernachten, aber der Boden war hier so aufgeweicht, daß es für unsere schweren Busse problematisch wurde. So fuhren wir ein Stück den Berg hinunter zu einem geeigneteren Platz. Nachdem es gegrillten Schinken mit Kartoffelpürree zum Abendessen gab, rückten wir am wärmenden Grill enger zusammen und sprachen wieder dem Rotwein zu. Ich glaube, so langsam entsteht der Eindruck, daß hier eine Horde Säufer beisammen war, stimmt aber absolut nicht, wir waren alle erzsolide. Mit einem letzten Blick in den herrlich klaren Sternenhimmel schlichen wir schließlich kichernd in die Kojen.

Der nächste Tag war Karfreitag, und wir frühstückten schlotternd vor Kälte um 6.30 Uhr. Aber der Gedanke an das bevorstehende Monument Valley hob unsere Stimmung schnell. Es gab wohl niemanden hier, der dieses berühmte Tal nicht vom Hörensagen oder vom Fernsehen oder aus unzähligen Western her kennt.

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Im Zweifelsfall braucht man bloß an die Marlboro-Reklame zu denken, dann weiß jeder, was gemeint ist. Da wir unser Programm ziemlich flott durchgezogen hatten, war noch fast ein Tag Zeit übrig, den wir natürlich optimal gestalten wollten und Karl’s Vorschlag gern annahmen, denn er wollte uns einen weiteren Nationalpark zu Gemüte führen, und zwar den Canyon de Chelly, den wir später auch noch erreichen sollten.

Alle waren gespannt auf das legendäre Monumentvalley, das wir nun persönlich kennenlernen wollten. Wir fuhren durch das Herz des Indianerlandes über Kayenta. Unterwegs sah man überall die Häuser der Indianer, die teilweise erbärmlich aussahen. Nicht weit hinter Cortez tauchten dann die ersten Monolithen auf, für die das Monument Valley so berühmt ist. Diese Monolithen entstanden durch Winderosion. Auch hier sahen wir immer wieder viele kleinere Pferde, auch gescheckte, eben die typischen Indianerpferde. Wir fuhren an der Grenze zu New Mexiko entlang und kamen dann zu dem einzigen Punkt in den USA, an dem sich vier Staaten treffen, dem Four Corner Point. Hier treffen die Grenzen von Utah, Arizona, Colorado und New Mexiko aneinander. Wir fuhren in Arizona weiter. Zwischendrin sahen wir immer wieder Ölpumpen mitten im Indianer-Reservat. Allerdings sollen die Indianer am Gewinn beteiligt sein, weil es ja ihr Land ist, wobei unter Land eigentlich Wüste zu verstehen ist. Man hat ihnen die Reservate dort zugeteilt, wo der Boden schlecht ist, jedenfalls zu schlecht für den weißen Mann. Wenn die Indianer heute Wucherpreise für ihre Erzeugnisse (Souvenirs, Schmuck, Teppiche, Keramik) nehmen, dann ist das eigentlich nur gerecht. Auf diese Weise nehmen sie den Weißen wieder einen Bruchteil von dem ab, was diese ihnen vor Jahren stahlen.