Danach führte uns ein weiterer guyanesischer Reisebüromitarbeiter durch Georgetown. Das Museum ließen wir aus, kannten wir schon alles. Nein, wir gingen geradewegs zur Hauptpost, um für unseren Dad Briefmarken zu kaufen. Ich verhandelte etwas mit dem Kommandeur der Philatelieabteilung. Er war um vieles älter als ein Wasserschwein, benahm sich aber ganz genau wie eines: sehr verstockt. Ich war auf authentische Briefmarken aus, irgendwie mit Regenwaldfauna oder –flora, während er mir unbedingt seine Disneybriefmarken verkaufen wollte, weil er die anderen aus dem Lager, oder so, holen musste. Trotzdem blieb ich hart und verlangte genau das. Um ihm etwas Zeit zu geben, versprachen wir anderen Tags wieder hereinzuschauen. Haben wir aber nicht gemacht.
Nun gingen wir auf den Markt, genauer in die Markthalle, wo „Stobroek“ oder ähnliches dranstand, was Niederländisch für „Lecker Gemüse“ ist. Drinnen passierten wir die Reihen der Drogendealer, die uns was von bester Ernte zuflüsterten, gingen an den Goldgeschäften und Klamottenläden vorbei und erreichten schließlich die Seite am Fluss, denn die Halle ist auf Stelzen am Ufer gebaut. Es stank. Das Gewässer selbst heißt „Demerara – River“ und ist unheimlich breit und schlammig.
Nun marschierten wir zu einem China-Restaurant, wo wir einige Bier tranken und Essen für den Bootstrip mitnahmen. Eine weitere Stunde verging mit der Jeepfahrt zur Bootsanlegestelle, so dass es 1.00 Uhr wurde, bis es endlich losging. Unterwegs stieg noch unser Dschungelführer ein. Ihn kann man am besten als Dschungel-Inder beschreiben – er war sehr dunkel von der Hautfarbe, mit Wald und Wasser wohl vertraut und als Rastafari angezogen.

{{g_ads}}

An der Anlegestelle warfen wir uns orangene Schwimmwesten über und kletterten in ein schmales Boot, in dem glücklicherweise auch noch zwei Kühlboxen mit Getränken und Essen Platz fanden. Die Sonne kam auch mit heraus, brannte uns auf den Pelz, und so war es gut, dass wir Sonnencreme dabeihatten.
Zuerst schipperten wir quer über den Fluss. Dort war es nicht gerade gemütlich, weil die Flut hereinkam und die Schlammfluten um uns herum hochschlugen. Wir bogen in einen Seitenkanal ein, wo das Wasser nach und nach schwarz wurde. Das hängt irgendwie mit den Pflanzen zusammen und dem Zeug, das durch den Regen ausgewaschen wird. Hin und wieder sahen wir ein Haus oder ein Feld aber dazwischen gab es nur Wald. Tiere waren keine zu sehen, höchstens mal ein blöder Vogel. Plötzlich aber stoppte der Führungsinder das Boot und meinte man könne jetzt eine Anaconda riechen. Diese heißen hier in Guyana ‚Camoudi‘ und stinken angeblich wie Fisch. Folglich sogen wir die Luft um uns herum durch unsere Nüstern, und es ist durchaus möglich, dass es nach Fisch gerochen hat. An einer der nächsten Biegungen des Flusses gab es eine kleine Lichtung. Wir hielten an. Man war dort gerade dabei sich auf den Tourismus einzurichten: Ein Indio stellte Dachschindeln her, die für ein fast fertiggestelltes Gebäude sein sollten – eigentlich war es nur ein Dach – in dem dann ganz viele Touristen schlafen sollen. Weiter hinten auf der Lichtung wohnte noch eine Familie, die der Rasta-Inder natürlich kannte. Er hatte eigentlich nur angehalten, um etwas Essen für sich selbst zu schnorren und um Neuigkeiten auszutauschen. Die gab es wohl. Irgendein Indio hatte in der Nacht zuvor ein Tapir, hier: ‚Bushcow‘, geschossen. Ein Stück davon wurde gerade weichgekocht. Der Rest war unter die Bewohner längs des Flusses verteilt worden.