Das Lama ist eine Kamelart. Sie erreichen eine Schulterhöhe von 110 bis 120 cm, selten bis 130 cm und ein Gewicht von 120 bis 150 kg. Im Gegensatz zu den Altweltkamelen (Dromedar und Trampeltier) haben Lamas keinen Höcker. Wie bei den meisten Haustieren ist auch beim Lama die Farbe sehr variabel. Es gibt einfarbig weiße, braune und schwarze Lamas sowie solche, die in diesen Farben gefleckt oder gemustert sind. Wie Altweltkamele haben Lamas an den Füßen Sohlenpolster und ihre Oberlippe ist gespalten und sehr beweglich. Die Tiere erreichen die Geschlechtsreife mit zwei Jahren. Nach einer Tragezeit von 11 bis 12 Monaten wird ein Fohlen, genannt Cria, geboren. In extrem seltenen Fällen gibt es Zwillingsgeburten. Lamas ernähren sich von Gräsern, krautigen Pflanzen, Sträuchern, Flechten, Blättern und Pilzen.

Die Domestizierung des Lamas erfolgte wahrscheinlich bereits im dritten Jahrtausend vor Christus. Es wird allgemein angenommen, dass das Guanako der Vorfahr des Lamas ist. Allerdings gibt es auch Theorien, nach denen das Lama immer eine eigene Spezies war, die heute in freier Wildbahn ausgestorben sei. Die Ursprünge des Lamas lassen sich vielleicht nie nachvollziehen, da die heutigen Populationen fast alle mit Guanakos, Alpakas und Vikunjas vermischt sind, die alle untereinander fruchtbar sind.

Alle Zivilisationen des Andenraums nutzten das Lama. Es diente, und dient noch heute, vor allem als Lasttier – auf dem amerikanischen Doppelkontinent wurde kein anderes Tier zu diesem Zweck domestiziert. Daneben ist auch die Wolle nutzbar, obwohl hier das Alpaka als wertvoller erachtet wurde. Die indianischen Völker der Anden aßen außerdem das Fleisch des Lamas, fertigten Leder aus seiner Haut, machten Kerzen aus seinem Fett und nutzten die Exkremente als Brennstoff. Für die Zivilisation der Inka war das Lama von überragender Bedeutung. Über zehn Millionen Lamas wurden zur Zeit der spanischen Eroberung Südamerikas von den Inka und ihren Vasallenvölkern gehalten, mit der spanischen Conquista verlor das Tier allmählich an Bedeutung zugunsten von Pferden.