Wenn Lamas sich belästigt fühlen, spucken sie den Störer an. Dabei beweisen sie eine erstaunliche Treffsicherheit. Normalerweise werden jedoch nicht Menschen Opfer solcher Attacken. Vor allem untereinander bespucken sich Lamas, um die Rangordnung zu verdeutlichen oder aufdringliche Artgenossen auf Distanz zu halten. Speichel wird nur zur Vorwarnung gespuckt. Meistens wird halb verdauter Mageninhalt gespieen, dies allerdings nur in kleinen Mengen. Die halbflüssige, grünliche Masse ist übel riechend, ansonsten aber harmlos und leicht abwaschbar.
Doch die Vicunjas erweisen uns auch die Ehre. Es dauert nicht lange, da haben wir kleine Gruppen der schlanken Tiere vor Augen. Allerdings zuerst recht weit weg von der Straße. Und leider weist hier gerade ein Schild auf das absolute Halteverbot hin. Also wird nur langsam weitergefahren um den Verkehr nicht aufzuhalten.
Das Vicunja gehört ebenfalls zur Kamelfamilie. Es ähnelt dem Guanako, ist aber kleiner und schlanker. Seine Kopfrumpflänge beträgt 150 Zentimeter, die Schulterhöhe 100 Zentimeter, das Gewicht 50 Kilogramm. Es ist oben hellbraun und unten weißlich. Eine anatomische Besonderheit sind die unteren Schneidezähne, die wie bei Nagetieren ständig nachwachsen – etwas Vergleichbares gibt es unter anderen Paarhufern nicht. Das Fell ist wesentlich feiner als das verwandter Arten und so dicht, dass es wie eine Isolierschicht gegen die Kälte wirkt.
Verbreitet ist das Vikunja in den Hochanden, wo es in Höhen zwischen 3500 und 5500 Metern in territorialen Familienverbänden lebt, die von je einem Männchen geführt werden. Daneben gibt es Junggesellentrupps und solitäre alte Männchen.
Die Inka hatten Vikunjas zu Zehntausenden in Gatter getrieben, die Wolle zur ausschließlichen Verwendung durch hohe Adlige geschoren und die Tiere dann wieder freigelassen. Die Spanier setzten diese Tradition nicht fort. Sie schossen Vikunjas in großer Zahl ab und vergifteten oft auch deren Wasserstellen, zunächst um Platz für Weideland zu schaffen und erst später wegen des Fells. Die Wolle der Vikunjas gilt als die seltenste und teuerste der Welt. Pullover für rund 3400 € und Strümpfe für 860 € das Paar sollen auf dem Markt sein. Allerdings, in solchen Geschäften kaufen wir unsere Bekleidung nicht.
Zur Inkazeit soll es etwa 1,5 Millionen Vikunjas gegeben haben. 1965 nur noch 6000. Seitdem haben Schutzmaßnahmen aber zur Erholung der Bestände bis auf etwa 200.000 geführt. Das Zuchtbuch im Rahmen der Europäischen Erhaltungszuchtprogramme wird vom Frankfurter Zoo geführt. Das Vikunja gilt mittlerweile als „nicht mehr gefährdet“.