Uns rinnt der Schweiß in Strömen herab.
 
Damit sich jeder auf seine Art erholen konnte ist Falk zu einer Gletscherbesteigung auf 6090 m Höhe aufgebrochen, und ich bin an den 8000 m² großen Titicaca-See gefahren. In Copacabana ließ ich mich im bunten Treiben nieder. Die Plätze waren voll mit Alt-Hippies, Rastafaris und in Kapuzen gehüllten Kiffern, die Autos und Busse waren mit Gladiolen geschmückt und selbst die Lamas trugen bunte Bommeln an Hals und Ohren. Ich reihte mich in einen farbenfrohen Folklore-Umzug ein, bei dem etwa 50 alte Männer, mit Rassel und Konfetti im dichten schwarzen Haar, rhythmisch im Kreise tanzend durch die Strassen walzten. Der Ober-Macker stokelte vorneweg, mit Goldzahn, Goldkette und Handy, die Arme in die Luft gerissen, als wäre er bei uns im Jugendclub mit Siggi zum Zitteraal-Tanz verabredet. Hintendran drehten sich Omas mit Dirndl und Melonen-Hüten, die bei jedem freien Takt Bier aus großen Kannen schlürften.
 
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Teil 5: Peru
 
Mit dem Bus fuhren wir weiter am Titicacasee entlang, über die peruanische Grenze. Die Fahrt war nervtötend, ein ohrenbetäubender Fernseher, schreiende Kinder, eine jammernde eingesperrte Katze und der Blick nach draußen zeigte eine grandiose Natur – aber voller Müll. Die Bus-Köchin zerhackte bei voller Fahrt ein Schwein, welches in eine Stoff-Decke eingewickelt war, und servierte die Teile in Plastikbeuteln den Passagieren welche die Knochen samt Beuteln dann einfach aus dem Fenster warfen. Wir besuchten die „Islas de los Uros“, das sind Inseln die komplett aus Schilf bestehen. Hütten, Bänke, ein Aussichtsturm und selbst die Boote: alles aus Schilf. In einer anderen Stadt sahen wir das „Fleisch-Taxi“: das ist ein ganz normales Taxi, nur hinten im Laderaum lag auf einer Plane eine frisch geschlachtete Kuh. Mit Kühlung haben sie es hier nicht so, wozu auch???
 
Wir fuhren Richtung Cuzco um uns in die Torte-schlabbernden Touristen-Horden einzureihen, die mit ihren Rollkoffern alle touristischen Knotenpunkte dieser Welt bevölkerten. Doch nach Hotel, Restaurant und Shopping-Tour streckte die Wildnis schnell wieder ihre unsichtbare Hand nach uns aus. Alle Strapazen längst vergessen landeten wir im Manu-Nationalpark, 18.000 km² Dschungel vom Feinsten. Unser Jeep, bei dem sich bei jedem Schlagloch die Schrauben lösten, raste in Serpentinen von 4000 auf 600 Höhenmetern hinab. Oben waren wir noch in der Steppe, dann kamen wir durch den Elfenwald, dann Nebelwald, und unten fanden wir uns im Regenwald wieder. Auf der Lodge, in der wir die Nacht verbrachten, begrüßten uns die Kapuzineraffen und wir nahmen ein Bad im kühlen Bach. Früh um 4 sind wir aufgestanden um den “Cock of the Rock” beim Hochzeitstanz zu beobachten. Dieser Hahn, der Nationalvogel von Peru (nicht zu verwechseln mit unserem Bundesadler), ist knallorange und auf dem Kopf hat er so etwas wie eine halbe Apfelsinenscheibe. Da tanzt er nun das ganze Jahr, jeden Morgen immer an derselben Stelle, um die Weiber anzulocken. Er müht sich schnatternd ab, macht mit dem Kopf immerzu Headbanging und während ich früh halb fünf da so sitze stelle ich mir vor, wie er dazu noch Luftguitarre spielt. Doch das Weibchen, die Zicke, kommt wieder nicht! Manche Hähne werden nie auserwählt und sterben an Depressionen.