Mit dem Jeep durch die Salzwüste „Salar de Uyuni“.
 
Mit dem Bus fuhren wir weiter nach Sucre, dort war gerade Regenzeit. Für 300 km brauchten wir 12 Stunden weil wir in einem Flussbett im Schlamm stecken blieben und alle Passagiere helfen mussten, den Bus wieder heraus zu schieben. Den nächsten Tag waren wir damit beschäftigt eine Gelbfieber-Impfung zu finden. Ein alter spanischer Arzt, bei dem die Wände total verschimmelt waren, beriet uns, wo wir ein Krankenhaus mit sterilen Spritzen finden könnten. Falk jammerte: „Oh Gott, wenn das Gudrun sehen würde!!“ (Gudrun ist meine Mutter, die früher in der Bezirks-Hygiene-Inspektion gearbeitet hat) Aber der Krankenhausarzt war nett, wir stotterten uns einen zurecht, ließen ihn mit Agathe posieren und am Ende kriegten wir die Impfung sogar umsonst. Hinterher kamen wir in einen tropischen Regenguss. Wir suchten Unterschlupf und entdeckten die Pforte zum Paradies: eine riesige Halle in der Früchte, Gemüse, Nüsse, Kartoffeln, Gewürze und Blumen in größter Vielfalt aufgestapelt waren. Stundenlang wandelten wir zwischen den Ständen umher und da wir wieder nicht genug kriegen konnten hatte Falk bald Durchfall. Hinter hohen Bergen von Bananen, Mangos und Apfelsinen standen dicke Drohnen, die mit Anakonda-Blick stetig wachten, dass ihnen ja nichts durch die Lappen ging. Dagegen saßen in dunklen Ecken jämmerliche Opis und Mütterchens, die nur ein paar „Kriebsche“ zum Verkaufen hatten.  Klar, dass wir deren Stammkunden wurden!
 
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Wir waren den touristischen Pfaden, mit ihren viel versprechenden Guides und Agenturen, bald überdrüssig und wollten lieber hinter die Touristen-Kulissen steigen. Und vor allem wollten wir nicht nur Urlaub machen, sondern auch etwas Nützliches tun. So kamen wir auf die Idee in einem Nationalpark zu arbeiten. Das war leichter gesagt als getan. Erst versuchten wir es auf dem „großen Dienstweg“: wir zogen von einem Naturschutz-Präsident zum nächsten, um dann entnervt zu entscheiden, einfach hinzufahren: in den Nationalpark Amboro. Und selbst das war nicht einfach. Kurz vor Busabfahrt blieb meine EC-Karte im Automaten stecken und die gute Frau von der Dresdner Bank in Eilenburg staunte bestimmt nicht schlecht, als sie einen keuchend-panischen Anruf aus Bolivien erhielt. Nach einer unruhigen Nacht im Bus wurden wir von einer Dschungel-Polizeikontrolle aus dem Schlaf geholt. Wir nahmen mit den schwer bewaffneten Polizisten das Frühstück ein und versuchten, ihnen unser Vorhaben zu erklären. „Arbeiten im Nationalpark??“ - sie kuckten nur ungläubig. Auf einer LKW-Ladefläche fuhren wir weiter nach Samaipata wo wir bei einem holländischen Bio-Bauern einen Platz für unser Zelt fanden. Der Biohof kam uns vor wie eine kleine paradiesische Insel, die umgeben war von Armut, Müll und klapprigen Streunerhunden. Hier war es sauber, es gab Klopapier und Vollkornbrot, und Kolibris flatterten um die Blüten hinter unserem Zelt. Wir nahmen Nachhilfe in Spanisch und schrieben einen Brief, der erklären sollte, wer wir sind und was wir überhaupt wollen. Mit diesem Brief wanderten wir täglich zur Nationalparkverwaltung um dann irgendwann ein „Si, es possible“ zu erhalten. Die Ranger haben uns später ausgelacht: Wir hatten geschrieben, dass Falk ein begabter Handwerker ist und gut mit Maschinen umgehen kann. Und sie sagten: „Wir haben gar keine Maschinen! Wir haben noch nicht mal Strom und Wasser!“ Doch erstmal waren wir optimistisch. Wir deckten uns mit Nahrung ein, stiegen auf einen LKW, der mit Bauern voll gestopft war, und fuhren hoch in die Berge, wo die Ranger-Station sein sollte.