Hier gibt es tolle Fotomotive, aber man darf die Indios nicht fotografieren. Die Erwachsenen glauben, dass man ihnen damit die Seele raubt. Kinder hingegen darf man fotografieren, wieso, ist mir nicht klar. Wir besuchen noch das ethnische Museum, in dem die verschiedenen Indianerstämme erklärt werden. Werkzeuge, Musikinstrumente und Küchengeräte finden wir vor. Gegenüber vom Museum befinden sich jede Menge Strassenstände mit Kunsthandwerk der Indianer. Es gibt Masken und Ketten und Holztiere. Überall werden wir bestaunt, weil es hier im Süden nur sehr selten weisse Touristen gibt. Überall laute Musik, viel Lärm und Verkehr und ziemlich viel Schmutz und Abfall.

 
Mit einem kleinen Boot überqueren wir den breiten Orinoco und gehen in Kolumbien an Land. Was für ein Unterschied! Hier ist alles picobello sauber und geradezu idyllisch friedlich, wenngleich auch hier aus jedem Laden Musik dröhnt. Die Grenzbeamten sind fröhlich, sie haben ihren Spass an uns Exoten. In einer kleinen offenen Bar trinken wir etwas, und Cilfredo tanzt mit Gertrud Salsa. Wir schlendern noch ein bisschen auf und ab und kehren dann um.
 
Bald sind wir wieder in unserer romantischen Orinoco-Lodge. Fast alle haben total zerstochene und von roten Flecken übersäte Beine, weil sie trotz Puripuri-Warnung kurze Hosen getragen hatten. Meine langen Microfaserhosen haben mich bisher gut geschützt und ich habe noch keinen einzigen Stich abbekommen. Das sollte sich jedoch bald sehr übel ändern.

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Nach dem Mittagessen fahren wir bei 35° plus Sonne zum Ausgangsort unserer Waldwanderung. Ein indianischer Führer begleitet uns. Ich komme mir heute vor wie der „Hans guck in die Luft“, weil ich immer Ausschau nach einem Faultier halte, das ich schon seit Jahren sehen möchte. Aber mir wird bald klar, dass dieser Wald hier schon ziemlich „tot“ ist. Kein Vogel ist zu hören, kein Affe turnt herum, der Wald schweigt. Immerhin wurden uns einige 24-Stunden-Ameisen gezeigt, die ich schon letztes Jahr am Amazonas kennengelernt hatte. Diese Biester verursachen 24 Stunden lang extreme Schmerzen und werden von jedem sehr gefürchtet.