Maritta ist ganz aufgekratzt, diese Höhle fand sie sehr aufregend. Sie hatte keine Stiefel an, sondern ihre hellen Schuhe und meinte, sie hätte sich nie träumen lassen, dass sie mal in einer Höhle durch Vogelkacke waten würde. Das wäre ein toller Abenteuerurlaub. Stimmt ja auch.
 
Durch faszinierende Nebelwaldvegetation fahren wir nach Norden durch die Küstenkordillere. Nach 1 ½ Stunden sind wir schon in Carupano an der Karibikküste. Was für eine Aussicht! Während Cilfredo einen Becher voller Meeresfrüchte vertilgt, schauen wir die eleganten Fregattvögel an, die schwerelos am Himmel über der Küste schweben. Von allen Vögeln haben sie das optimalste Verhältnis von Körpergewicht zu Flügelspannweite. Sie sind äusserst geschickte Flieger, die anderen Vögeln das Futter im Flug abjagen.
 
Auf einem schaukelnden kleinen Boot halten drei braune Meerespelikane Siesta. Eine Menge anderer sitzen in den Bäumen an der Strasse. Noch nie habe ich Pelikane in Bäumen gesehen. Wir fahren weiter und sehen immer mehr Pelikane, die in Formation an der Küste entlang fliegen. Zusammen mit den Palmen ist das ein
wunderschöner Anblick.
 
Die Stadt Cumana ist für mich genau so nichtssagend wie die anderen auch. Auf einer Anhöhe steht ein altes Fort, vermutlich das einzige Bröckele weit und breit. Während die anderen es besichtigen, füttere ich einen jungen, klapperdürren Hund mit meinen Kokoswaffeln. Die Hunde hier haben es selten gut, die meisten sind in schlechtem Zustand und mager.
 
Mitten im Zentrum von Cumana finden wir unsere Posada Bubulina mit einer herzlich-rustikalen Wirtin, die erst mal etliche Schlösser öffnen muss, bevor wir eintreten können. Auch hier sind alle Aussenmauern fensterlos, lediglich zu einem langen und breiten Flur, der teilweise unbedacht ist, gibt es Fenster, die natürlich keiner öffnet, um die Wirkung der Klimaanlage nicht zu stören. Immerhin ist dieser halboffene Flur hell und freundlich und hat auch eine nette Sitzecke, so dass wir uns nicht ganz so abgeschottet und eingesperrt fühlen. Viele grosse Grünpflanzen hat Rosa hier angepflanzt, und eine Blaustirnamazone flötet eine ganz ungewöhnliche Tonfolge. Unsere Zimmer sind passabel gross und in Ordnung.
 
Ich habe absolut keine Lust auf heisse, hässliche, laute und gefährliche Stadt und tröste mich mit dem Gedanken an Morgen, denn wir wollen auf eine Karibikinsel zum Baden.
 
Abends gehen wir um die Ecke in ein französisches Restaurant zum Essen, es ist vermutlich das feinste und teuerste weit und breit und hat ein sehr schönes, grosszügiges Ambiente mit Teichen voller Schildkröten und Wasserspielen. Heute bestelle ich ein Entrecote medium mit Pfeffersauce und Gemüse. Was dann kommt, haut mich wirklich um. Es ist der grösste und dickste Batzen Fleisch, den ich je auf einem Teller gesehen habe. Ich schätze, es waren mindestens 700 – 800 Gramm. So eine Portion für einen Menschen, das ist ja schon pervers. Ich war total entsetzt und fragte gleich Cilfredo, ob er mir was abnimmt. Freudestrahlend nickte er. Als ich das Stück anschnitt, was es innen total roh, da war ich schon bedient und liess das Fleisch zürückgehen zum Nachbraten. Als es dann wiederkam, war es nicht viel besser, und ich schnitt den grössten Teil ab für Cilfredo, der darüber ganz glücklich war. Ich hingegen schnitt das meiste von meinem restlichen Fleisch weg, weil es viele Sehnen und Fett enthielt. Pfui Deibel, so was esse ich nie wieder. Wie hätte sich der arme dürre Hund von heute Nachmittag darüber gefreut! Das Gemüse war auch nicht der Rede wert. Es war ein aus Pilzen und Zwiebeln zusammengewurschteltes Gepampe. Und dann war das Ganze auch noch sauteuer.