Um die Vögel nicht zu irritieren oder zu erschrecken, darf kein Licht gemacht werden. Wir tappen also ziemlich im Dunkeln über glitschige Steine und Treppen zum Eingang der grossen Höhle und hören schon von weitem das Geschrei oder eher Gekrächze der vielen Vögel, die ausschwärmen. Man kann sie nur schemenhaft erkennen, aber ihr eigenartiges Geschrei (Guacharo = Klagen) und das Geflatter sind gut wahrzunehmen. Es ist ein faszinierendes und gleichzeitig gespenstisches Szenario. Im Höhleneingang hören wir dann auch die seltsamen Klicklaute, denn die Vögel orientieren sich wie die Fledermäuse mittels Echoortung. Wobei man im Gegensatz zu den Fledermäusen bei den Fettvögeln die Klicklaute sehr deutlich hören kann. Es gibt noch weitere Höhlen mit diesen Fettvögeln, diese hier ist aber die grösste und bekannteste. Morgen früh wollen wir in die Höhle hineingehen. 
 
Die ganze Nacht hat es kräftig geregnet und abgekühlt. Am Morgen wabern dicke Nebelwolken auf halber Berghöhe und der Himmel ist grau verhangen, aber es regnet netterweise nicht mehr. Nach dem Frühstück fahren wir wieder zur Höhle der Fettvögel, und ich habe mich schon gewappnet. Aus Büchern weiss ich, dass es n der Höhle nass und dreckig ist vom Kot der vielen Vögel, die dort tagsüber in ihren Nestern schlafen. Da ich keine Lust hatte, angeschissen zu werden, habe ich mein Regencape angezogen und meinen Hut in eine Plastiktüte gesteckt und dann aufgesetzt. Gummistiefel konnte man leihen, und somit sah ich aus wie die perfekte Vogelscheuche. Gott sei dank wurden die Stiefel mit einem Anti-Fusspilzmittel ausgesprüht, das ist ja immerhin schon ein guter Service.
 
Wir haben einen Führer mit einer verstellbaren Lampe, die nicht so stark ist wie ein Scheinwerfer. Dennoch krächzen und meckern die Vögel ganz schön, als wir in die Höhle gehen. Sie ist teilweise 60 Meter hoch, stellenweise tropft das Wasser von der dunklen Decke, ein kleiner Fluss sucht sich seinen Weg. Wir gehen immer weiter und es riecht immer unangenehmer. Stellenweise waten wir durch glibbrigen schwarzen Vogeldreck, der Weg ist nass und rutschig, und wir müssen höllisch aufpassen. Hier will keiner hinfallen. Überall beschweren sich die Vögel über die Ruhestörung, obwohl wir ganz leise sind. Ratten laufen herum und kleine Krabben, es ist richtig gespenstisch und unheimlich. Als wir nach 500 Metern an die Stelle kommen, bis zu der damals Humboldt ging, drehen die meisten um. Einige gehen mit dem Führer auch noch 400 Meter weiter, aber ich habe genug. Mir ging es auch nur um die Vögel, die wir ab und zu schwach erkennen können, wenn sie, durch uns aufgescheucht, herumfliegen.

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An Fotografieren war nicht zu denken, weil es viel zu dunkel war und die Vögel ja oben und an den Wänden sassen. Später habe ich noch im angrenzenden Museum ein Foto von einem präparierten Vogel samt Eiern gemacht.