24.10.2002
In der Morgensonne wird gefrühstückt, vorher haben wir schon Glanzstare und andere zutrauliche Vögel fotografiert.
Auf der Straße 6 gelangen wir an anderen Seen vorbeifahrend zum Ziway Hayk. Am Ufer betteln Scharen von Marabus und Pelikanen, anlandende Fischer füttern die Abfälle. Im seichten, schilfbestandenen Ufer tummeln sich noch Taucher, andere Wasservögel in Vielzahl. Ein Junge steckt Petra Seerosenblüten ins Haar.
Sisay hat Magenschmerzen. Während wir an einem Kratersee Reiher und Eisvögel beobachten, Kaffeetrinken und speisen, fährt er in ein Krankenhaus.
Die Mahlzeit nutzen wir, um allen Beteiligten das gesammelte Trinkgeld zu übergeben. Originelle Dankesworte an Gebriel findet Herbert und händigt „Nothilfepäckchen“ aus. Auch G. schätzt die Teilnehmer ein, hat für jeden ein typisches Wort in Versen verpackt, parat:
Gisa               – rechnerisch
Renate           – direkt
Petra              – frei (ob er die Anzugsordnung meint?)
Herbert           – perfekto
Eberhard       – Knoblauch
Frank              – treffende Aussprüche
Erwin              – neugierig
Nun endet die Entdeckungsfahrt langsam, das nächste Ziel wird wieder die Nobelherberge Hilton sein. Aber jetzt fahren wir auf guter Straße an blühenden Agaven und Aloeen, herrlich blauen Jakarandabäumen (Palisander) und Rundhütten, teils mit der Flagge grün – gelb – rot in horizontalen Streifen (Fruchtbarkeit/Religionsfreiheit/Opfer für nationale Einheit) vorbei. Darin wohnt der Dorfälteste.
Am Hotel wird von allen eine sehr herzliche Verabschiedung zelebriert.
Unser Abschiedsessen wird landestypisch sein. Dazu lädt uns Herr Hess, der dortige Veranstalter, ins Grand Hotel ein. G. erscheint im Anzug, Schlips und Schiebermütze. Der Schweizer Freddy H. begrüßt und befragt uns, erklärt das nationale Menü. Ich freue mich ehrlich auf die grauen Lappen und greife ungeniert zu. Gerahmt von einem lauten, vielgestaltigen Kulturprogramm blockiert es jegliche Unterhaltung. Lt. Mehrheitsbeschluß brechen wir vor dem Ende auf.
Der Birr-Rücktausch gestaltet sich potenziert bürokratisch. Drei Männer füllen sechs Formulare in 30 Minuten aus und hämmern zwölf Stempel auf die sechs geduldigen Papiere, in Paß und Ticket.
25.10.2002
Nach gewichtigem Frühstück umarmen wir Gebriel.

{{g_ads}}

Herr Heß bringt uns zum „Flughafen“. Die 757 erhebt sich wieder mit Verspätung, pünktlich sind wir noch nie abgeflogen.
Der lokale Rotwein an Bord, den wir uns als Trost genehmigen, trägt das Preissiegel mit Hammer und Zirkel der Leipziger Messe 1976.
Natürlich erreichen wir den geplanten Zug in Frankfurt nicht. Ina wartet geduldig auf uns, um mit heimzufahren. Zweimal steigen wir unter Zeitdruck um, sind Stunden später, 2.30 Uhr, zu Hause. Alles in Ordnung, keine Kübelpflanzen erfroren, aber es ist mittlererweile bunter Herbst in Deutschland eingezogen.
Man denkt etwas wehmütig an den blauen Himmel, wohlige Wärme, hier umringen uns keine fröhlichen Menschen, wenn wir aussteigen. Irgendwann wollen wir nach Afrika zurück.
Äthiopiens Süden ist ein interessantes, faszinierendes Reiseland für alle, die Freude am Zusammentreffen mit einfachen, aussterbenden Kulturen haben.
Die Einheimischen sind freundlich und neugierig, Kinder bedrängen den Touristen, betteln häufig. Bei dieser Armut ist das verzeihlich wie das stetige Animieren zum Fotografieren, um Geld einzufordern.
Die Landschaft ist abwechslungsreich, gebirgig, im Oktober üppig grün, viele Blumen und der Artenreichtum an Federvieh erfreuen den Besucher.
Die Reise ist keine bequeme Kaffeefahrt mit Schwimmbad und Eiswürfelgetränken und so ....
In der Reisegruppe gab es viel Spaß, vorbildliche Disziplin und übereinstimmende Interessen.
Ein klein wenig abenteuerlicher Biß fehlt bei einer organisierten Reise.
Durch Restaurantbesuche geht immer etwas Zeit verloren, die man zu weiteren Erkundungen nutzen könnte. Drei Tage Verlängerung für den Norden wären optimal gewesen.
Wir hatten zu viele warme Sachen eingepackt.
Aber alles zusammen betrachtet: es war eine beeindruckend schöne Reise.
  
Gesamt: 3 200 km