16.10.2002

 

Im Regen verlassen wir den Ort, fahren auf glitschiger Piste in die Wildnis. Zuerst geht es steil bergab, links neben uns tiefer Abgrund – die Vorderräder sind nach rechts eingeschlagen, wir schlittern aber Richtung Tiefe mit dem kopflastigen Fahrzeug (die Zelt- und Küchenausstattung auf dem Dach). Aber der geschickte Fahrer kriegts irgendwie hin (er hat schon 300 Tkm dieses Auto gefahren; sind es dem Profil nach noch die ersten Reifen?). Die Fahrstrecke ist schwierig, stellenweise schlingern wir durch 50 cm tiefe Schlammfurchen.
Sisay erklärt uns alle Vögel, die zahlreich auffliegen: Wiedehopf, Trappen, Tauben, Raben, Geier, Perlhühner. Er hat ein Fachbuch dabei und zeigt die Bilder. Mehrmals queren Dik-Diks und eine Schildkröte den Weg.
 
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Ein Schlagbaum verwehrt uns Einlaß in den Mago-Nationalpark. Freundliche Begrü
ßung bei der Verwaltung und Aufforderung zur Pirschfahrt, es wurden Elefanten gesichtet. Jedoch ohne Erfolg, so bauen wir die Zelte auf. Der Koch serviert das Essen, nachfolgend fahren wir auf gewagten Wegen zum Stamm der Mursi.
Da fallen sie schon, aus ihren Hütten rennend, über uns her. Mit eisernem Griff ihrer kalten harten Hände fassen sie uns, drängen energisch zum Fotografieren, fordern Geld. Schwatzen schrill auf uns ein. Die Frauen mit ihren Tontellerlippen sehen schon unheimlich aus. In ihre gedehnten Ohrläppchen und Lippen sind bis bierdeckelgroße Tonscheiben geklemmt und bedeuten begehrenswerte Schönheit. Man möchte ein Foto schießen, einigt sich mit einer, sofort stellen sich gleich mehrere hinzu und zeigen mit den Fingern 2 Birr! Das ist wahrer Streß. Mit wenigen Aufnahmen räumen wir enttäuscht alsbald das Territorium. Myriaden von Fliegen begleiten uns. Mit fuchtelnden Gewehren fordern die Männer noch „Parkplatzgebühr“, hindern uns an der Weiterfahrt zu einem weiteren Dorf. Dieses Erlebnis wird noch mehrmals ausgewertet ...
 
Unterwegs halten uns noch honigerntende, vollkommen nackte Männer auf. Für den schwarzen Gegenstand erhebt man 1 Birr Aufschlag.