19.10.2002

Wir steigen erstmal in Turmi aus den Fahrzeugen, sofort haben wir an jedem Finger ein fröhliches Kind. Jeweils das älteste bestimmt, wer von dem Überangebot einen Finger greifen darf. Die Kleinen zeigen sich und uns den Ort.
Unser nächstes Ziel wird der Markt von Dimeka sein. Auf der Straße begegnen wir schon Hamer und Benna, die ihre gefüllten Kalebassen schleppen. Malerische Szenen aus einer fremden Welt!
Der Platz ist sehr gut besucht, viele Gruppen der Hamer mit ihren Butterzöpfchen sitzen um ihre Waren, Tongefäße, tierische Lebensmittel und warten. Einige Männer haben wieder ihren Körper so schön bemalt, daß man von weitem annimmt, es sei ein Kleidungsstück. Um 11 Uhr ertönt der Pfiff und nun wird gehandelt! Es ist heiß, interessant und aufregend – in unbeobachteten Momenten, Aufnahmen machen zu können. Nach Besichtigung des Tiermarktes führen uns die begleitenden Kinder in ihre Schule. Oh je, wie spartanisch ausgestattet! In englischer Sprache stehen die Erklärungen zu Formeln von Wichte, Dichte und Volumen an der Tafel. Eberhard mimt geschickt den Lehrer und die Kinder spielen aufgeschlossen mit. Am besten wissen sie über den deutschen Fußball Bescheid.
Wir unterbrechen die Heimfahrt und statten einem Dorf unseren Besuch ab. Leider geht ein Regenschauer nieder. Die Masse nackter Kinder sucht Schutz unter einem Dach, das wäre ein schönes Foto: dieses Gemenge von schwarzen Armen und Beinen gleicht einem Korb sich windender Würmer oder Schlangen. Eine hagere wettergegerbte Oma verweigert sich vor der Kamera. So halten wir noch auf ein Bier in Turmi, „unsere“ Kinder freuen sich und Gebriel erzählt wieder hintergründig von seinen lustigen Erlebnissen, die er während seines 4-jährigen Aufenthaltes in Düsseldorf erlebt hat.
 
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20.10.2002
Laut Programm ist heute eine Reise zum Vogelparadies Rudolfsee (Turkana) und zu den Dassanech an der kenianischen Grenze vorgesehen. Angeblich sei die Gegend ein Privatjagdgelände und wir bekämen keine Genehmigung. Stattdessen schlägt G. vor, ein Hamer-Dorf aufzusuchen, in dem die Zeremonie des Rinderspringens stattfindet. Erst bin ich davon nicht sonderlich begeistert. Im Nachhinein gebe ich ihm Recht, daß es das beeindruckendste Erlebnis wird. G. schickt mehrmals Kundschafter in die verschiedenen Siedlungen mit Erfolg.
Wir fahren quer durch den Busch, halten am ausgetrockneten Kaskefluß (G. sagt Weyto, wahrscheinlich Nebenfluß dessen) und marschieren weiter stromaufwärts. Mächtige geblichene Baumleichen liegen im Flußbett am ausgespülten Ufer. Dann vernehmen wir Geschrei und Holzfeuerrauch, sehen Hütten und erklimmen den Hang.




 

Ein Eingeborener namens Massai ist mit uns gefahren. Er beherrscht den Dialekt des Stammes. Jetzt wird erst mit dem Häuptling verhandelt, damit wir fotografieren dürfen. Das Stammesoberhaupt fasziniert mich. Ein hagerer großer Mann mit scharfgeschnittenen Gesichtszügen, mittleren Alters in einem rotkarierten Rock, redet bestimmend und gestikuliert mit ausgestreckten Armen und schwingenden Händen. Er behält während des turbulenten Festes immer die Übersicht, Gelassenheit und schlichtet stets ohne Widerreden jegliche Streitereien.
Auf einem freien Platz stehen in einer Reihe kugelförmige Tongefäße auf kleinen Feuern, in den Getränke und Suppen köcheln, eine Hamer-Frau schiebt Holz nach, gießt Wasser zu. Währenddessen die (wahrscheinlich) Stammesälteste immer wiederkehrende Gesänge von sich gibt. Jüngere Frauen tanzen trippelnd, singend, in der Reihe, mit ihren Metallreifen um Armen und Beinen rhythmisches Geklapper und
mit Blechtuben Fanfarenklänge verbreitend, in perlenbesetzten Lederschurzen und Kettenschnüren geschmückt, ihre Haare zu zig Kordeln gedreht.