Im Schatten, unter Laubdächern, sitzen die Einheimischen auf Lederhäuten, Mütter mit vielen Kindern gegenüber im Schatten eines Baumes. Vor der Hütte wird ein Krieger geschminkt, verziert, gefärbt, geschoren. Daneben wird gerade eine Ziege geboren. Aus dem Wald kehren Frauen mit großen Holzbündeln auf dem Rücken zurück. In der Mitte des Platzes tanzen die Mädels weiter. Bescheiden sitzen wir am Rand und werden mit der Zeit als zugehöriges Inventar wahrgenommen. Etwas zurückgezogen, nehmen wir im Schatten unser Picknick ein. Es ist heiß. In kürzester Zeit lief Massai den Weg zum Auto zurück und schleppte die Proviantkiste herbei! Ein Gewitterschauer überrascht uns, jetzt muß die Folientischdecke als Regenschutz für alle herhalten. Dichtgedrängt, auch zwei Schwarze schmuggeln sich darunter, warten wir ab.
Dann kommt Bewegung in die Menge. Die Tänzerinnen und junge Männer mit langen Peitschen in der Hand, laufen zum Flußbett hinab. Bei Tanz und Gesängen drängeln sich die Mädels den Männern auf, um als Liebesbeweis erbarmungslose Peitschenschläge zu erhalten! Für uns schockierend, hören wir den schneidenden Pfiff und Knall der Schnüre, die entlang des Rückens der Schönen zu blutenden Schnitten führen. Einige, schon ältere, haben zahlreiche aufgeworfene Narben. Verschiedene Stämme zeigen auch an anderen Körperteilen wulstige Schmucknarben.
Zwei Liebestolle lassen nicht ab. Sie haben schon sechs, sieben blutende Striemen erhalten. Kein Verziehen des Gesichtes, kein Schrei, lächelnd schlängelnd, windend wird weiter getanzt. Sie bitten noch mehrmals darum und irgendwann nehmen sie das Folterwerkzeug an sich.

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Nach dem schaurigen Ritual begeben wir uns wieder zum Rand des Festplatzes. Die geschundenen Mädchen hüpfen in Trance, sie riechen eigenartig stark nach dem heißen Bier aus den Tontöpfen.
Währenddessen treffen skurril bekleidete Abgeordnete von Nachbardörfern ein und treten durch das aus Ruten erstellte symbolische Tor. Sie werden vom Häuptling begrüßt, erhalten aus seiner Hand zu Trinken. Von territorialer Tracht, über Lodenmantel, russischer Offiziersmütze bis Karnevalshut und Kalaschnikow reicht die Bekleidungsordnung. Sie alle nehmen separat in Reihe neben den Eingeborenen Platz. Aus den Kalebassen werden ihnen laufend die (bestimmt lukullischen) Getränke und Suppen serviert.
Jetzt tanzen alle Frauen und Mädchen extasisch, vereinzelt knallen wieder die Peitschen, immer neue Gäste geben sich die Ehre. So vergeht der Nachmittag.
Vor Sonnenuntergang laufen alle Anwesende in den lichten Wald. Nun wird der Höhepunkt des Festes erwartet. Das „Rinder- oder Bullenspringen“, eigentlich ein Ritual für Jungen, die als Erwachsene aufgenommen werden möchten. Dazu müssen sie viermal über eine Reihe von Rindern springen und laufen und dürfen als Triumph den Platz durch das aufgestellte Tor verlassen.
Im Licht des sich neigenden Tages rennen nun hunderte Schwarze den windenden Pfad durchs hohe Gras, ich stehe auf einem Stein und filme die geschmückten Köpfe, die sich in der Ferne wie eine unwirkliche Schlange ausnehmen. Auf dem Platz gibt es irgendwelche Probleme. Der Häuptling richtet es. Später büchsen die Bullen aus, die so schön in Reih und Glied gestanden haben. Die Einheimischen freuen sich kindisch über unsere Angst, von den Viechern umgerannt zu werden.
Gesang, Schalmeienklänge, Lärm verunsichern die Tiere. Wieder klatschen die Peitschen, ein Mädchen weint, weil sie nicht noch mehr Hiebe bekommt. Die Mutter zieht sie zurück.
Die Sonne geht unter. Die jungen Männer werden zutraulich, möchten gern durch die Fotoapparate schauen und freuen sich darüber wie Kinder. Verschenkte Schokolade findet keine Begeisterung.
Ein vollkommener, nackter, tiefschwarzer Mann mit abstehenden fülligem Kraushaarschopf betritt den Plan, wird geschmückt, massiert, besprochen und dann rennt er auf die Bullen zu. Einmal klappts wohl nicht so recht, aber dann springt er mit erhobenen, gespreizten Armen über die Rücken, läuft darauf noch weiter und steht wieder auf dem Boden. Dieses wiederholt sich mehrmals, dann ertönt Jubel, die Krieger umfassen sich zu einer Kette und schwingen tanzend hin und her, dabei kehlige Bullenrufgesänge ausstoßend. Es ist schon fast dunkel geworden. Vor dem Hintergrund eines gelben Horizontstreifens heben sich silhouettenhaft malerisch Akazien ab, wir inmitten der buntgeschmückten tobenden Krieger, Speeren und Stöcken, wilde Gesänge, eigenartige Gerüche, Grillenzirpen... Gibt es da noch etwas draufzusetzen?
Mit den Massen eilen wir zurück über Stock und Stein. Wir folgen dem dunklen Flußbett zum Auto. In der Ferne hört man noch die feiernde Meute. Da müßte man dabei sein.
Um 23 Uhr am Zelt spricht uns noch ein Schwarzer aus dem Nachbardorf an – wir hatten die am Vortag von seiner Familie ausgebreiteten Waren interessiert betrachtet – und erwerben nun den Lendenschurz zu seiner Freude.