Nach dem Essen machen wir einen Verdauungs-Spießrutenlauf durch den Ort. Wir werden überall angestarrt, und es kommt wohl nicht oft vor, dass "Wassas" (wörtlich übersetzt heißt das "Weisse Teufel") des mittags durch dieses kleine Städtchen laufen. Sowas geht auch nur mit Roger. Und weiter geht die Fahrt. Es ist heiß, aber die trockene Luft ist gut zu vertragen. Ausserhalb des Ortes sind alle Leute auf den abgeernteten Reisfeldern, die mühsam von Hand umgegraben werden müssen. Danach werden sie geflutet und Zebus stapfen durch die Reisfelder, um die groben Schollen wieder zu verkleinern und so für die neue Pflanzung vorzubereiten. In manchen Reisfeldern leuchtet schon maigrün die neue Saat. Das sieht wunderschön aus. Unterwegs halten wir bei einem Grabmal der Merina (der größte und einflussreichste der 18 Volksstämme). Roger erklärt uns den Glauben der Madagassen und berichtet über die Totenumbettung, die in vielen Volksstämmen üblich ist. Allen Madagassen gemein ist die große Ahnenverehrung. Jeder Madagasse muß im Ahnenland bestattet werden, und es ist für einen Madagassen ein schreckliches Schicksal, wenn er nicht hier beerdigt werden kann. Die Heimat wird von den Madagassen auch nicht als Vater- oder Mutterland bezeichnet, sondern immer als Ahnenland. Es heißt auch nicht Erde, sondern immer Ahnenland. Die Madagassen sind sehr ihren Traditionen verhaftet und bleiben Neuerungen gegenüber verschlossen. Sie streben auch nicht nach materiellen Gütern und persönlichem Besitz.

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Daher hat Madagaskar ein sehr niedriges Bruttosozialprodukt und ist dadurch eines der ärmsten Länder der Welt. Jedoch geht es den Menschen auf dem Land gut. Sie ernähren sich traditionsgemäß von dem, was ihr eigenes Land hergibt. Es gibt keinen Strom, keine Kanalisation, keine Zeitung, Aber Elend wie in Tana oder Tamatave sahen wir in den Dörfern nirgends. Das sieht man sofort an den Gesichtern der Menschen, sie sind hier zufrieden auf dem Land.

Ein Stück weiter halten wir bei vier Grabmälern, die direkt neben einer christlichen Kirche stehen. Sofort kommen 30 oder 40 Kinder angelaufen und begutachten uns, die weissen Teufel, unter viel Kichern ganz genau. Es sind zufriedene, fröhliche Kinder, die sich einen Spaß aus uns machen. Ich wüsste zu gerne, was an uns sie so lustig finden. Roger hielt sich in diesem Punkt sehr bedeckt. Das gibt zu denken.