6500 Kilometer durch Namibia und Südafrika
November 1989
Nachdem ich diese Reise 1987 und 1988 aus verschiedenen Gründen stornieren mußte, stand ich nun am 4. November 1989 endlich und tatsächlich mit gepackten Koffern und einer gehörigen Portion Reisefieber am Frankfurter Flughafen und hielt Ausschau nach meinen lieben Mitreisenden, die ein geübtes "Rotel-Auge" recht bald erkennt an zweckmässiger, schlichter Kleidung ohne Schnörkel und solidem Schuhwerk und einem Gesichtsausdruck, den nichts mehr erschüttern kann. Und genau diese Menschen mit den orangeroten Aufklebern "Rotel Tours" sah ich am Schalter der südafrikanischen Fluggesellschaft SAA auch bald in Mengen. Ich war geradezu beruhigt, daß sich nichts geändert hatte und fühlte mich schon recht behaglich.
Nach einem fast pünktlichen Start mit einem dicken Jumbo, der bis auf den allerletzten Platz besetzt war und in dem man die Luft schneiden konnte, folgte ein elendlanger, schier nicht endenwollender Flug von fast 13 Stunden. Zwar hatte ich eine interessante Nachbarin, nämlich die Schwiegermutter des Pfarrers der berühmten Christuskirche in Windhoek, die zur Geburt ihres fünften Enkelkindes anreiste und viel zu erzählen wußte, aber dennoch war ich sehr erleichtert, als sich unter unserem Flieger endlich die Wüste Namib in der erwarteten Trockenheit zeigte. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an dieser riesenhaften, rotbraun-sandfarbenen Ebene, die von mehreren Fahrspuren durchzogen war. Jetzt sollte es also tatsächlich gleich Wirklichkeit werden: wir landeten in Namibias Hauptstadt Windhoek, und zwar bei 32° im Schatten! Und in Deutschland war jetzt Sauwetter, wie ich nicht ohne Schadenfreude dachte und rasch zum Flughafengebäude ging, wo unser Reiseleiter hinter der Gepäckausgabe schon auf uns wartete. Es waren dieses Mal zwei volle Rotelbusse mit je 24 Sitzplätzen, und nachdem jeder der beiden Reiseleiter seine "Schäfchen" beisammen hatte, stiegen wir in einen Ersatzbus, da an unserem Rotel eine Panne war. Nun denn!
Unser Fahrer für die nächsten drei Wochen hieß Ludwig und war ein sehr erfahrener Mann, da er bereits seit 16 jahren die Rotels fuhr. Und unser Reiseleiter hieß Erwin und entpuppte sich rasch zum Nonplusultra aller Reiseleiter. Beide Männer waren waschechte Bayern und entsprechend gestandene Mannsbilder mit Rauschebart. Der humorvolle Zwist zwischen Preußen und Bayern begleitete die ganze Reise und war Anlaß für so manche Lachsalve.
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Während der ca. 40 km langen Fahrt vom Flughafen bis nach Windhoek verteilte Erwin erst mal 135 Rand an jeden, damit wir etwas Geld zur Verfügung hatten und gab uns eine Reihe von allgemeinen Informationen für diese Reise, zu der er uns herzlich gratulierte und uns viele Höhepunkte versprach. Kurz vor der Stadt bei den ersten Häusern streikte auch unser Ersatzbus, und bald standen wir alle auf der Straße in der ungewohnten Hitze und warteten auf einen dritten Ersatzbus, der uns dann schließlich auch zu unserem Campingplatz brachte, wo unser Rotel schon auf uns wartete. Auf der Fahrt hierher fuhren wir in etwa 1800 m Höhe durch trockene Steppenlandschaft, durch welliges Gelände mit Hügeln und Bergketten, wo vereinzelte Sträucher und gelbes, verdorrtes Gras wuchs. Seit April hatte es hier nicht mehr geregnet, und das Land lechzte nach dem ersehnten Regen.