1. 6. 06 Don

 

Heute ist mein einziger "Tag zur freien Verfügung" auf der ganzen Reise.

Der Rest sind Fahrtage oder zugeknallt mit Gorillas. Aber das habe ich bewusst so gewollt.

Gorillas mal bis zum Abwinken, denn ich bin keine 20 mehr und weiß nicht, wie lange ich solch relativ anstrengenden Reisen noch werde machen können.

Aber wenn Alex sagt, dass ich immer noch wie eine Gazelle durch den Urwald springe, kann es so schlimm ja nicht sein. Unsere Wanderung auf der Peninsula Osa, die in den Stromschnellen des Río Claro und letztlich am Meer endete – das muss uns erst mal jemand nachmachen. Selbst die Einheimischen haben ihre Köpfe geschüttelt, uns für total verrückt erklärt.

Natürlich waren die Weg gestern glitschig, und man kann gefährlich ausrutschen, aber genau das macht mir ja solchen Spaß – Hangeln, Klettern, Stolpern, wieder aufrappeln und dabei vor Vergnügen juchzen (falls noch Atemluft vorhanden und keine Gorillas in der Nähe sind). Ich kann halt was über Biodiversität, Blubber in den Köpfen von Walen oder über Blattschneideameisen erzählen, während andere Historisches aufzählen, über Kunstschätze parlieren.

Zugegeben, ich wüsste auch da gern besser Bescheid, kann allenfalls die Archäologie der Osterinsel runterplappern. Aber so lange meine Knochen es noch mitmachen, heißt es mehr

Natur als Kultur. Die arme Phoebe ist mit 85 noch durch unwegsame Botanik gewandert, wäre vermutlich heute noch dort unterwegs, wenn sie in diesem blöden Bus nicht buchstäblich ihren Kopf verloren hätte.

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Ich wandere heute nur durchs Dorf, gehe noch mal zu Tim und kaufe mir die Gorilla-Kollage

(7.000 USh.) Auch er jammert, dass er keine Freundin findet, die ihn armen Schlucker heiraten möchte.

Bei uns, erzähle ich, heiraten die Leute auch, wenn sie kein Geld haben – einfach nur, weil sie sich lieben, oder sie leben ohne Trauschein zusammen. Manche heiraten, leben aber in getrennten Wohnungen, weil sie das besser finden. Bei uns ist heutzutage fast jede Lebensform möglich . . . (Von den schwulen Partnerschaften erzähle ich Tim lieber nichts.

Ich glaube, das würde ihn überfordern).