Das Abendessen in Buffetform war reichhaltig und lecker. Man muss bedenken, dass alles von Trägern und Trägerinnen auf den Berg geschleppt wird. Erstaunt konnte ich beobachten, wie diese Leute leichtfüßig mit Riesengepäckbergen auf dem Rücken den steilen Weg hochspurteten.
Naja, jedenfalls hatte ich zumindest keine Höhenkrankheit, mein Appetit ließ wie üblich nichts zu wünschen übrig und schlafen konnte ich auch sehr gut, obwohl die Nacht etwas kurz war, denn um 2:45 Uhr ging es wie gesagt los Richtung Gipfel, zusammen mit weiteren ca. 190 Touristen, von denen ich allerdings fast nur die Lichtkreise der Stirnlampen sehen konnte, denn es war stockdunkel. Und kalt. Dann fing es auch noch an zu regnen und zu stürmen. Durch den eisigen Wind war meine rechte Gesichtshälfte bald völlig taub und meine Augen so gut wie zugefroren. Meine Hände in den klatschnassen Handschuhen fühlten sich an wie abgestorben. Aber ausziehen wollte ich die Handschuhe auch nicht, denn ich musste mich an Stricken den Berg hochziehen. Ich wusste gar nicht, wie viele phantasievolle Flüche ich kenne! Interessanterweise kam ich auch nur im Schneckentempo vorwärts, ein Grund dafür fiel mir nicht ein. Es ging nur einfach nicht schneller. Irgendwann machte ich mir Gedanken darüber, ob ich vielleicht einen Schlaganfall erlitten hatte, weil meine rechte Gesichtshälfte gelähmt war und ich auch mein rechtes Auge nicht mehr öffnen konnte. Seltsamerweise war mein Willen doch stärker als gedacht, mal ganz zu schweigen von meiner Leidensfähigkeit, denn ich dachte gar nicht ans Aufgeben. Vielleicht war ich auch einfach nur blöd. Viele Flüche und Pausen mit rasendem Puls später hatte auch ich mich auf den Gipfel gequetscht. Auf dem obligatorischen Gipfelfoto kann man (zum Glück?) dank des Sauwetters nicht viel erkennen, sieht mehr nach Arktisexpedition aus. Die Aussicht war gleich Null. Und es hieß auch gleich im Eiltempo wieder über das schlüpfrige Felsplateau absteigen, da es mittlerweile schüttete wie aus Eimern und die Felsen sich in Wasserfälle verwandelten. Dank Dawat schaffte ich es tatsächlich heil runter. Und kam sogar in den Genuss einiger gar nicht gebuchter aber sehr spannender Canyoning-Einlagen, während der ich mich durch Wasserfälle senkrecht nach unten abseilen durfte. Was für ein Spaß (das ist jetzt nicht ironisch gemeint sondern gefiel mir wirklich! Vielleicht war das doch ein Anzeichen von Höhenkrankheit). Bei Laban Rata angekommen war ich dermaßen durchnässt, dass ich mich dort nicht lange aufhielt und nach einem rasanten Frühstück sofort diesen kalten und nassen Ort verließ und runterspurtete. Je tiefer ich kam desto fitter wurde ich auch wieder und als ich am Startpunkt ankam fühlte ich mich zwar etwas verfroren aber längst nicht so angeschlagen, wie einige der Leute ausgesehen hatten, die ich während des Aufstieges am Vortag den Berg runterkriechen sah…Immerhin konnte ich noch ganz normal gehen und hatte keine weiteren Beschwerden.