Außerdem erstehe ich die Miniaturausgabe eines Langboots, längsseits mit den Worten ver(un)ziert: Welcome to my Life . . . . . (andere Seite) … my Love. Na ja, das kann man zur Not übermalen, denke ich anfangs, finde dann aber, dass der 1. Teil der Botschaft etwas fast Philosophisches hat.

Der Tag neigt sich, die Frage der Abendtoilette steht an. Wir tun, was viele Dorfbewohner tun: Wir gehen runter zum See auf die breite Holzplattform, seifen uns ein und springen ins Wasser – allerdings relativ unzüchtig im Badeanzug. Die Iban, egal ob Mann oder Frau, bevorzugen die Plätze auf Baumstämmen, die in den See hineinragen. Dort sitzen sie fast in Wasserhöhe, lupfen ihre Sarongs, unter denen sie sich schamhaft, aber gründlich einseifen und dann ins Wasser gleiten lassen.

 {{g_ads}}

Bei einem der Sarong-Träger sind wir uns hinsichtlich des Geschlechts allerdings nicht ganz sicher: knabenhafte Figur, aber gezierte Gestik und ein Handtuchturban, wie ihn nur Damen mit langem Haar tragen, wenn sie der Badewanne entsteigen. Warum soll es nicht auch unter den Iban Transsexuelle geben? Wir hoffen, dass sie hier nicht ausgegrenzt werden.


 

Was ich aber überhaupt nicht leiden kann, ist die leere Shampooflasche, die ein Mann einfach in den See schmeißt. Demonstrativ fische ich sie vor seinen Augen aus dem Wasser und nehme sie mit, um sie später in eine Mülltonne zu entsorgen.


 

Im Wohnzimmer unserer Gastgeber hat man uns inzwischen 2 Matratzen samt Moskitonetz auf dem Fußboden ausgebreitet. Zu Bett gegangen wird aber noch lange nicht. Der beste Teil des Abends kommt erst noch.

Zunächst ein weiterer Rundgang durch die "Shopping-Meile". Noch zwei aus Pflanzenfasern geflochtene Untersetzer mit Tiermotiven, die mich wieder stark an Südamerika erinnern - eine Art Vogel wie der Tangata Manu der Osterinsel und zwei gehörnte Tiere, die von den Inkas stammen könnten.


 

Danach steht "gemütliches Beisammensein" auf dem Programm. Ich setze mich zum chief und löchere ihn mit Fragen zur Sozialstruktur, Aufgabenverteilung, Schulsystem im Dorf – alles hin und her übersetzt von Álong oder Tom. Kinder, Frauen gesellen sich zu uns, mustern mich, hören aufmerksam zu und lachen, als ich halb besorgt, halb empört bin darüber, dass es den Kindern hier freigestellt ist, zur Schule zu gehen oder nicht. Irgendwann kommt auch Regine dazu, die Runde wurde noch größer, wir überreichen unseren Stapel Gastgeschenke und ziehen uns an den Rand des Hauses zurück, um Platz zu schaffen für die nun folgende Tanzdarbietung, die – soweit von Männern vorgetragen – eher wild und lautstark daherkommt, weil kriegerischen Ursprungs, während die Damen sich äußerst grazil bewegen. Alle sind fantasievoll gekleidet in glitzernde Kostüme. Die Begleitmusik kommt von einer Art Xylophon, bestehend aus mehreren Glocken, wie Hütchen geformt.