Ein alter SHEIKH hörte, dass ich der TOUBIB oder Doktor sei und wollte, dass ich mir sein Knie, das nach einem Sturz geschwollen war, beschaute. Er war 80-85 Jahre alt, begeisterte sich für junge Frauen, schätzte besonders die Schwarzen aus dem Sudan und wusste sich noch zu erinnern an den I. Weltkrieg und die Kämpfe von Engländern/Arabern unter Lawrence gegen die verbündeten Deutschen und Türken in Syrien. Seine Augen und sein Gehör waren noch ausgezeichnet, er wurde nur steif nach längerem Sitzen im Sand ( im Winter dringt Feuchtigkeit aus der Tiefe!).
Ich liebe mittlerweile das Nomaden-Leben in der AN NEFUD Wüste von SAUDI ARABIEN. Dreimal waren wir schon dort. Noch faszinierender als im Norden. Wenn wir zum Übernachten in einem Beduinenzelt eingeladen sind gibt es lange Nächte und viel Kaffee und Tee. Nur von Gebetszeiten unterbrochen ist dies die Zeit der Erzählungen. Das ist wirklich noch eine alte Kunst. Jeder macht mit, obwohl meine Beiträge eher bescheiden ausfielen. Der Geschichtenerzähler begleitet seine Rede mit Mimik, Gesten, Nachahmung von Tierlauten und Geräuschen, dass es nur so eine Freude ist. In Prosa oder Gedichtform, immer ist es hoch dramatisch und man kommt sich vor als wäre man mitten drin im Geschehen und erlebt es selber.
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Um die Spannung zu erhöhen, werden Sätze, Worte öfter wiederholt, zu diesem oder jenem in der Runde, eindringlich, beschwörend. Und die Zuhörer wiederholen das letzte Wort, den letzten Reim. Dazu dann der Feuerschein auf den Messinggefäßen, das Blitzen der Augen, das Knacken der brennenden Scheite, der Geruch einer Mischung von Kaffee, Kardamom, Nelken und Räucherstäben. Ein einmaliges Erlebnis, das leider den Frauen vorenthalten ist.
Die sitzen mit den Kindern im Nebenraum des Zeltes, durch Vorhänge, Kelims getrennt von der Männerwelt und lauschen vielleicht unseren, vielleicht den eigenen Erzählungen. Selten bekommt man sie zu Gesicht. Höchstens, wenn sie Essen, Lamm mit Reis oder Datteln mit heißem Ghee (Butterfett); hausgemachtes Brot und Suppe, reinstellen, natürlich schwarz verschleiert; oder mir ein krankes Schaf vorführen müssen; dann sieht man sie auch etwas besser und sie lauschen den Erklärungen, wie die Injektion gegeben werden soll und geben sogar manchmal ihren eigenen Kommentar dazu. In letzter Zeit führe ich eine ganze Apotheke mit und versuche die Beduinen zur Selbsthilfe anzuleiten, denn ich komme ja nur einmal im Monat, deshalb muss ich auch auf einfache Hausmittel und Methoden zurückgreifen und sie dazu bringen Krankheiten früher zu erkennen.