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Ein frisches Kreuz als Markierung auf dem Fels mit der Nummer 401 sagt uns, dass wir richtig sind. 20 Meter höher stehen wir vor einem Schneefeld. Eine Steindaube und eine riesige Markierung in Form eines Kreises, ähnlich einer Zielscheibe, auf einem Felsbrocken haben wir neben uns. Allerdings ist auf der anderen Seite nirgends die nächste Markierung zu erkennen. Trotz Nebel können wir die gegenüberliegenden Felsen erkennen. Jürgen geht suchen. Wir warten derweil geduldig. Das Resultat ist ernüchternd: Keine Markierung zu finden! Das kann doch nicht sein, oder? Wir marschieren alle hinüber und suchen in die verschiedensten Richtungen. Auf der linken Seite geht es Felsen hinter. An den anderen Seiten rundum Schnee, oberhalb der Gletscher. Was nun? Wir kehren zurück auf die andere Seite zu unserer letzten Markierung. Jonathan erinnert sich an einen Pfeil auf einem weiter unten liegenden Felsen, Lutz spekuliert, dass irgendwo eine Weggabelung gewesen sein muss. Und so diskutieren wir, steigen wieder tiefer zu dem Kreuz auf dem Fels mit der Nummer, suchen in dieser Umgebung, ob wir vielleicht eine Markierung in eine andere Richtung übersehen haben, steigen noch tiefer, nur um resigniert festzustellen: Wir müssen richtig sein. Also ziehen wir die schrägen Felsplatten wieder hinauf bis zum Schneefeld, überqueren es und suchen erneut. Jonathan und ich bleiben stehen, weil der Nebel kurzzeitig sehr dicht ist. Mit Rufen verständigen wir uns, aber keiner bringt eine positive Nachricht. Jürgen und Lutz steigen das Schneefeld zu unserer Linken hinab und suchen tiefer nach einer Markierung. Lutz überquert sogar dort unten das nächste Schneefeld, um auf der anderen Seite eine Markierung zu suchen. Ich gehe derweil auf dem Schneefeld weiter in die entgegengesetzte Richtung und erreiche wieder herausragende Felsen. Aber auch hier keine Spuren, Dauben oder Anzeichen von Markierungen. Resigniert kehre ich zu den anderen zurück. Wieder zücken wir die Karte und Lutz ist der Meinung, dass wir uns an dem Abzweig befinden müssen, von dem ein Weg über Fels hinab ins Tal gehen muss. Mit dem Mooshammer Steig, der über den Hochseiler führt, sind wir ja auch noch nicht zusammengestoßen. Und laut Karte kann nur dort der Abzweig sein, der mit der Nummer 431 an den Teufelslöchern vorbei zur Bertgenhütte und hinunter nach Hintertal führt.
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Wir diskutieren und streiten, wissen aber im Prinzip gar nicht genau, wo wir sind, laut Karte auf der „Übergossenen Alm“, einer großen weißen Fläche, von der ich vermute, dass es der Gletscher ist, den wir beim Anblick vom Herzogsteig aus gesehen hatten. Da wir nicht sicher sind, wo überhaupt irgendein Weg weiter geht, taucht ein neuer, weniger erfreulicher Diskussionspunkt auf: Umkehr! Wie sich Jonathan dazu äußert, muss ich glaube nicht erklären. Den Herzogsteig geht er jedenfalls nicht zurück! Auch ich denke, dass wir ihm das nicht ein zweites Mal zumuten können. Die Nerven liegen blank! Verständlicherweise! Nebel, keine Markierung, kein Handyempfang und die einzige Alternative die bleibt, ist umzukehren. Eine schwere Entscheidung, für uns alle. Wir reden Jonathan gut zu. Ich eröffne ihm die Aussicht, dass wir, sobald wir Empfang haben, Susanne anrufen, die im Internet ein Taxi von Hintertal oder Maria Alm ausfindig machen soll, das soweit es der Weg erlaubt, uns von Hintertal entgegenkommen soll, wenn wir die Scharte hinabsteigen.