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Ein Blick hinunter in den Felsspalt zu Lutz zeigt mir erneut, dass es für Jonathan ein zu großes Risiko birgt, sich dort hinab zu bewegen, denn selbst Lutz hat diese Passage in zehn Minuten immer noch nicht bewältigt. Jürgen redet auf uns ein. Er würde erst die Rucksäcke runter bringen, dann uns holen. Ich bleibe dabei und bitte ihn inständig, endlich abzusteigen, weil uns die Zeit davon rennt. Es wird nicht mehr lange hell sein und dann zu gefährlich, um zu uns zu gelangen. Lutz meckert, dass es Schwachsinn ist. Ich lasse mich gar nicht darauf ein, sondern Flehe immer wieder, sie mögen doch endlich losgehen.
Wir klettern wieder hinauf. Ich gehe mit Jonathan zurück an eine geeignete breitere Stelle. Jürgen bringt seinen Rucksack, um ihn bei uns zu lassen und ohne Gepäck schneller klettern zu können, was auch immer das bedeuten soll unter diesen Bedingungen. Ich lasse mir seine Rettungsdecke geben, sage ihm noch mal, wo wir hier sind, damit er möglichst genaue Angaben machen kann. Na klar hat auch er Zweifel, ob das die richtige Entscheidung ist, aber das habe ich zu verantworten. Wenn dem Jungen beim Abstieg etwas passiert, hat er es zu verantworten.
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Auch für mich ist es eine unvorstellbar schlimme Situation, die Bergrettung in Anspruch nehmen zu müssen. Wie wir die Zeit bis dahin überstehen sollen, weiß ich auch nicht. Aber ich weiß, dass wir hier sicher in Rettungsdecken eingehüllt eine bessere Chance haben, unverletzt vom Berg zu kommen, als anders. Jürgen geht schweren Herzens. Ich versichere ihm, er soll sich um uns keine Sorgen machen. Wir stehen das durch und warten geduldig, wenn es sein muss, bis morgen früh. Unsere Hoffnung begleitet ihn. Jonathan bleibt stumm.