Einige Minuten später, es ist halb fünf, erreichen wir eine Felsspalte, in die wir hinabsteigen und mit Hilfe eines Sicherungsseils nach unten klettern müssen. Diese Felskluft ist zu einem Canyon geworden, in dem das Wasser nur so zu Tal schießt. Von den Felswänden stoßen unaufhörlich neue Wassermassen dazu. Und am Ende dieser Felsspalte folgt ein ausgespülter steiler Anstieg gerade nach oben. Ich kann mich nicht erinnern, ob dort Sicherungen angebracht waren, erkennen kann ich nichts. Aber ich weiß, dass dort keinesfalls das Ende der Kletterei ist. Unmöglich mit Jonathan dort entlang zu kommen. Jürgen findet keine Möglichkeit, in die Felsspalte hinabzusteigen. Dann versucht es Lutz. Er hat arge Probleme, überhaupt erst mal hinab zu kommen. Die andere Felswand zu erreichen und am Sicherungsseil entlang zu kommen, wird auch sehr schwer werden.

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Mit großen Schwierigkeiten steigen wir erst mal die erste Felsstufe hinunter, die mit einem Eisentritt versehen ist. Ich schaue den Weg hinab und schüttele resigniert den Kopf. Ich sage Jürgen, dass er mein Handy nehmen soll, weil es das einzige ist, bei dem der Akku noch voll ist. Er soll sich auf den Weg machen, um Hilfe zu holen. Ich würde mit Jonathan hier warten. Ich zittere wie Espenlaub, Jonathan nicht weniger. Eiskalte Hände sind nicht gerade geeignet, sich an nassem Fels oder Drahtseil festzuhalten. Da einmal ausgesprochen, greift Jonathan diesen Gedanken sofort auf. Ich denke mir, dass er sicher nicht weiß, was dieser Vorschlag bedeutet. Sonst würde er ihn nicht befürworten. Was heißt: Hol Hilfe, wir warten hier? Erst mal müssten die beiden Männer wohlbehalten soweit kommen, dass sie überhaupt Handyempfang hatten. Dann mussten sie die Bergrettung informieren, die sich dann etwas einfallen lassen muss, wie sie uns aus dieser misslichen Situation holen kann. Schlimmstenfalls würde es bis morgen dauern. Denn ein Hubschrauber bei dem Wetter? Unmöglich! Zu Fuß bei der Witterung? Und wer weiß, was das Wetter uns noch bescheren würde!