Nachdem ich mir seinen Zimmerschlüssel habe geben lassen und kurz Semyon begrüßt habe, gehe ich runter in die Wohnung.

Dort werden zunächst die Photos vom Vortag auf den Laptop gespeichert und die Tagebucheintragungen begonnen.

Von 12:00 bis 13:00 ist Mittagspause, die Julian für einen kurzen Lunch und ich für ein lästiges Telefongespräch von über 30 Minuten mit der American Express Service Hotline nutze, um die zwei verlorenen Travelers – Cheques zu melden. Der zwischengeschaltete Dolmetscher hilft bei Verständigungsproblemen von beiden Seiten.

Nachdem ich die zig unnötigen Fragen endlich beantwortet habe, reift bei mir der definitive Entschluss, nie wieder Travelers - Cheques zu benutzen.

Julian verschwindet wieder in die Akademie und ich beende die Tagebucheintragungen.

Als ich gerade das Haus verlassen will, um etwas die Stadt zu erkunden, öffnet sich zum ersten Mal die geheimnisvolle Tür und Jeremy tritt heraus.

Er ist schwer zu beschreiben: ca. 1,85 Meter groß, von normaler Statur, das halblange dunkelblonde, wohl zu Rastalocken geflochtene Haar mit einem Stirnband nach hinten gehalten. Altersmäßig schätze ich ihn auf Ende 20.

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Er wohnt mit seinem Bruder Craig in zwei nur durch eine Tür zugänglichen etwas hippiemäßig eingerichteten Zimmern und lebt ganz gut von An– und Verkauf im Internet.

Er begegnet mir sofort sehr freundlich und aufgeschlossen und macht einen völlig unkomplizierten und hilfsbereiten Eindruck. Im Gespräch erwähne ich das Mobilitätsproblem von Julian in Ashland und er bietet sofort an, ihm sein BMX-Bike zu leihen, bzw. erwähnt auch andere Quellen, um an ein gebrauchtes Fahrrad zu kommen.

Wir verabreden uns für 16:00, wenn Julian in der Akademie fertig ist, damit er uns ein bisschen die Stadt zeigt.

Da ich bis dahin noch etwas Zeit habe, fahre ich ins Zentrum und erfreue mich an den hübschen Holzhäusern entlang der baumbestandenen Straßen.

Beim Stadtbummel amüsiert mich die Menge an alternativen, ökologischen und esoterischen Läden und Restaurants, sowie die überall zu findenden langhaarigen, bärtigen, gebatikten Alt-  und Neuhippies.

Ein Mädchen mit Blumenkranz im Haar spielt Flöte an einer mit Efeu bewachsenen Hausecke, in der sie sich mit ihrem flatternden floralen langen Kleid optisch fast auflöst.

Nachdem ich einen Dollar in den vor ihr liegenden Hut geworfen und sie um ein Foto gebeten habe, haucht sie „Have a wonderful day“.

Nach Besuch in einem großen Laden mit einer riesigen Auswahl an Fossilien und Steinen, wo ich einen Azurit zur besseren Heilung von Mutters Bandscheiben - OP erstehe, sorgfältig ausgesucht aus einem esoterischen Buch über den heilenden Einsatz von Steinen und Mineralien, mache ich mich wieder auf zur Akademie, wo ich den kurz nach mir eintreffenden Julian mit Jeremy bekannt mache.