Wir starteten gleich zur ersten Stadtrundfahrt ins Zentrum von LA, das ich mir wesentlich unschöner vorgestellt hatte als es dann wirklich war. Vor allem überraschte mich die unerwartete Sauberkeit der Stadt - wie übrigens überall während dieser Reise, denn in anderen Teilen der USA, besonders im Osten, soll es in dieser Beziehung auch so aussehen, wie wir das aus Filmen und Berichten kennen. Wir besuchten den Mexican Market, wo die vielen Mexikaner von Los Angeles ihre Stände aufgebaut hatten. Hier gab es massenhaft Souvenirs, und ich erstand das erste Pferdchen für meine Sammlung.

Auf der Rückfahrt zum Campingplatz nahm ich die Reisegruppe etwas näher in Augenschein und zählte 12 Männer und 11 Frauen. Dabei waren 5 Ehepaare, der Rest war solo. Die Hälfte der Gruppe war zwischen 25 und 45 Jahre alt, die andere Hälfte war im Rentenalter, und ich fand diese Mischung ganz gut. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich den einzelnen Leuten Spitznamen verpaßt wie z.B. Kräuterliesel, Piranha, Davidoff, Räusperkönig, Quadrat- und Kugelkopf usw. Im Lästern war ich ja schon immer ganz gut, wohlwissend, daß die anderen es genau so tun. Ich muß allerdings im Nachhinein sagen, daß einige sich als netter herausstellten als es anfangs schien, allerdings gab es auch umgekehrte Fälle. Man lernt bekanntlich in puncto Menschenkenntnis auf Reisen eine Menge dazu, aber nie aus.

Abends hieß es dann, die Tasche zu packen mit den Utensilien für die folgenden 2 bis 3 Tage, da wir die Koffer wie üblich bei Rotel nur alle 2 - 3 Tage bekamen. Dann gab es das erste Süppchen von den vielen folgenden während der Tour, danach kroch ich in "Drei unten", was bedeutet, daß ich die unterste Koje im dritten Fach zum Schlafen zugeteilt bekommen habe. Jetzt reute es mich, daß ich nicht doch etwas Gymnastik gemacht hatte, allerdings hatte ich nach fünf Jahren Rotel-Abstinenz keine so rechte Vorstellung von den Mini-Dimensionen der Rotel-Kojen mehr. Ich habe aber trotz allem ganz gut geschlafen.

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Am nächsten Morgen saßen wir um 7.30 Uhr bei Sonnenschein im Freien beim Frühstück, wie das bei Rotel so üblich ist. Hatten wir am Vortag die Uhren um 9 Stunden zurückgestellt - Pacific Time - so mußten wir heute wieder eine Stunde zugeben, denn am 5. April begann in Kalifornien die Sommerzeit. Um 8.30 Uhr starteten wir mit unserem Rotel zur Stadtrundfahrt und erfuhren von Karl, unserem wohlstudierten und sehr sympathischen jungen Reiseleiter, so manches Wissenswerte über diese Riesenstadt mit 12 Millionen Einwohnern (1987). Davon sind rund 3 Mio Mexikaner, die hier Chicanos genannt werden und denen vor gar nicht so langer Zeit nicht nur diese Stadt, sondern das ganze schöne Land Kalifornien gehört hatte.

Ich hatte mir Los Angeles übrigens ähnlich wie New York vorgestellt, nämlich eine Ansammlung von Wolkenkratzern und Massen von Menschen, die durch die Straßenzüge hetzen. Nichts davon stimmte. Menschen sah man am allerwenigsten, Autos dafür am meisten. Wolkenkratzer, und zwar zum Teil hypermoderne Glassäulen, sah man nur im Zentrum der Stadt, ansonsten leben die Menschen hier in Flachbauten und erstaunlich kleinen Häusern. Da es auch recht viel Grün gibt und alles sehr sauber ist, erschreckt einen diese Großstadt keineswegs so sehr wie erwartet. Allerdings habe ich ein gewisses Flair auch nicht gefunden. Die Stadt finde ich unpersönlich und bekam auch keine Beziehung dazu.