Wir fuhren noch ein kurzes Stück auf der Küstenstraße entlang bis El Capitan, wo sich unser Campingplatz für diese Nacht befand. Das Meer liegt nur 10 Gehminuten von unseren Kojen entfernt, und alle liefen gleich an den Strand, um noch einen wunderschönen Sonnenuntergang zu erleben. Danach gab es aus der Rotelküche Erbsensuppe mit Würstchen, dazu ein Lagerfeuer und einen kalten Po für jeden! So sehr die Sonne tagsüber auch schon wärmte, so kalt wurde es nachts. Ich zog meinen Jogginganzug und Socken an und kroch in meine Koje, wo ich prima schlief. Zuvor dachte ich noch an die zahllosen heißen Nächte in den Tropen, wo ich kaum ein Auge zubekommen hatte.

Den nächsten Tag begann ich nicht ohne Schadenfreude, denn es war Montag, der erste Werktag meines Urlaubs. Meine lieben Kollegen und alle anderen Schaffer mußten jetzt ins Büro, während ich die berühmte Traumstraße der Welt entlangfahre und den Abend im schönen San Francisco vor mir hatte. Solche Aussichten habe ich weiß Gott nicht alle Tage und genoß es darum um so mehr.

Frisch geduscht frühstückte ich mit ziemlich klammen Fingern das amerikanische Knaaatschbrot - sehr weiches Weißbrot mit oder ohne Kümmel - und saß dann gutgelaunt im Rotelbus, registrierte mit Zufriedenheit, daß die Sonne wieder schien und ich meine erste "Schale" entfernen konnte.

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Auf dieser Reise kam ich mir vor wie eine Zwiebel, denn ich zog immer mehrere Sachen übereinander an, die ich im Laufe des Tages mit zunehmender Wärme so nach und nach auszog und gegen Abend so nach und nach wieder anzog. Karl erzählte uns, daß es hier ab Juni heiß und trocken ist und daher das Gras nur einmal wächst, was bedeutet, daß Heu als Viehfutter sehr wertvoll ist, weil so rar. Hin und wieder sahen wir Kühe weiden.

Dann verließ die Straße ein Teilstück entlang die Küste und führte ins Landesinnere hinein. Hier sahen wir sehr viele kalifornische Lebenseichen, alles war sehr grün und eine wahre Wohltat für unsere Augen, die ja monatelang nur blätterlose Bäume und Schnee gesehen hatten. Mir kam die Landschaft teilweise vor wie in der Eifel oder im Allgäu, so saftig grün und hügelig war sie. Hier sahen wir auch die ersten großen Farmen mit Kühen und Pferden und auch schon die ersten Weinberge - obwohl der berühmte kalifornische Wein hauptsächlich weiter nördlich von San Francisco angebaut wird. Große Gärtnereien und Baumschulen befanden sich hier und auch Rapsfelder. Schließlich kamen wir wieder an die Küste und fanden bei Pismo Beach einen tollen Sandstrand vor, der kurz danach von Felsenküste abgelöst wurde. Hier standen landeinwärts viele fahrbare Häuser - mobile homes - die wir fortan immer und überall sahen. Viele Amerikaner wohnen ständig in diesen fahrbaren Häusern, die so lang sind wie ein normales Steinhaus. Inzwischen sind aber die Kosten für das Schleppen dieser überdimensionalen Wohnwagen so hoch gestiegen, daß man die Häuser eher verkauft, um sich anderswo wieder ein neues Haus zu kaufen, das ist letztlich billiger als die enormen Transportkosten.