Am Julia Pfeiffer-Point, einem Walbeobachtungsposten, haben wir einen kleinen Spaziergang oberhalb einer wunderschönen Bucht gemacht, die ganz versteckt unter uns lag. Ein Wasserfall floß auf den feinen Sand der Bucht, einige Kiefern standen auf dem Felsen darüber und gaben mitsamt den herrlichen Blumen der Bucht einen romantischen Touch. Das wäre der richtige Ort für Flitterwochen, jedenfalls ein wunderschönes Plätzchen, von dem wir alle begeistert waren.

Auf der Weiterfahrt erzählte uns Karl, daß wir nun in das Gebiet kommen, in dem die riesigen Redwoods - Sequoia sempervirens - wachsen. Es sind gigantische Bäume, die bis zu 120 Meter hoch werden können. Wir hielten fleißig Ausschau, und ab und zu entdeckten wir ein kleineres Exemplar vom Bus aus. Karl versprach uns aber für den Abend ein paar richtig dicke, große und uralte Bäume.

Von weitem sahen wir schon den Leuchtturm von Big Sur, einem kleinen verträumten Ort an der Steilküste, wo heute überwiegend Künstler, Aussteiger und sonstige Individualisten leben. Auch Henry Miller lebte die letzten 20 Jahre seines Lebens hier. Wahrhaft ein schönes Plätzchen hatte er sich ausgesucht. Die Küste wechselte hier ihr Gesicht immer wieder. Ab und zu sah man Weideland mit Kühen und Kälbern, die hier zusammenbleiben dürfen, dann folgte wieder extreme Steilküste, und ein faszinierender Anblick folgte dem nächsten. Über das Künstlerörtchen Carmel kamen wir schließlich nach Monterey, von dem ich auf Anhieb begeistert war. Lauter kleine, gemütliche Holzhäuser standen hier in der alten Hauptstadt Kaliforniens, als es noch den Mexikanern gehörte. Hier standen massenweise Hotels und Motels, weil jeder hier einmal übernachten möchte. Hätte ich auch gerne getan, aber mein "Drei unten" wartete auch mich!

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Übrigens hier ein kleines bißchen Geschichte: 2 Wochen, nachdem die Amerikaner den Mexikanern das Land Kalifornien mehr oder weniger abgeluchst, in jedem Fall aber billig abgekauft hatten, wurde hier Gold gefunden! Das fuchst die Mexikaner heute noch.

In Monterey besuchten wir die Fisherman’s Wharf - schwer zu übersetzen, es ist die Straße am Hafen, an der die Fischer früher ihre Fische verkauften und ihre Netze flickten, heute wird zwar auch noch Fisch verkauft, aber überwiegend sind dort Andenkenläden und eine unvorstellbare Anhäufung von Kitsch zu finden. Dort bellten Seelöwen um die Wette, denn sie wollten von den Touristen gefüttert werden. Selbstverständlich konnte man kleine Schälchen voll stinkendem Fisch kaufen, um damit die Seelöwen zu füttern. Es roch hier nach Fisch und Meer und Salz und Algen - also nach Urlaub! Einige Fischotter schwammen zwischen den Jachten hindurch, und die untergehende Sonne tauchte die ganze Szenerie in ein unwirkliches Licht. Wie gerne wäre ich hier geblieben, um nur zu schauen und den Zauber dieses Ortes auf mich wirken zu lassen. Aber die Wahnsinnshupe unseres Rotels blökte schon wieder, also ging es rein in den Bus und weiter zu der Stelle, von der aus man "Die Straße der Ölsardinen" sehen konnte. Es war der Platz der Fischfabriken, über die John Steinbeck in seinem berühmten Roman geschrieben hat. Es standen allerdings keine Fabriken hier, sondern nur die Fundamentplatten dafür. Ganz nahe dabei hat man einen Wellenbrecher aus großen Felsbrocken ins Meer gebaut, und auf diesem Wellenbrecher lagen hunderte von Seelöwen und dösten vor sich hin. Für mich war das ein toller Anblick, weil ich Seelöwen außer im Zoo noch nie gesehen hatte.