Im Panamint Valley haben wir einen schönen Blick auf den Telescope Peak mit über 3000 Metern Höhe und schneebedecktem Gipfel. Vor uns erstreckte sich eine endlose Weite, die Temperaturen stiegen beträchtlich an, und wir merkten, daß wir dem berühmt-berüchtigten Tal des Todes nahe waren. Unser Bus arbeitete sich mühsam auf den Paß in 1700 Metern Höhe hinauf, und dann hatten wir einen prachtvollen Blick auf die grenzenlose Einsamkeit der Wüste, eine riesige, faszinierende, bergige Einöde voller Wildheit und Ursprünglichkeit. Von 1800 Meter Höhe fuhren wir flott wieder bergab, machten einen kurzen Toilettenstop und entdeckten dabei herrlich blühende Kakteen (Beavertail cactus - Biberschwanz-Kaktus - Opuntia basilaris) sowie winzige Bllüten in weiss, gelb und lila. Die Wüste blühte tatsächlich, auch wenn sie im ersten Moment tot und feindlich aussah.

Auf der Fahrt runter zur Talsohle suchten unsere Blicke immer nach blühenden Kakteen, und jedes Mal, wenn wieder ein pinkfarbener Blitzer gesichtet wurde, ging ein Gejohle durch den Bus. Auf solchen Reisen habe ich immer wieder festgestellt, daß irgendwann in den Menschen das verborgene Kind wieder durchkam, was mich ungemein freute. Dann sahen wir die ersten Sanddünen im Tal des Todes und machten Halt. Der Sand ist hier superfein und weich, hin und wieder wächst ein knorriger Strauch, und kleine gebänderte Geckos und Eidechsen flitzen in ihre Löcher. Es war unbeschreiblich still hier. Kein Vogel sang, keine durch Menschen verursachten Laute waren zu hören, nichts mehr, nur noch Stille! Eine bis dahin ungekannte Stille!

Wir rissen uns los vom Zauber dieser Landschaft und fuhren zeitweise unter dem Meeresspiegel weiter, dann hielten wir bei einem Borax-Abbau.

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Als man im vergangenen 19. Jahrhundert hier das Borax entdeckte, schaffte man es mit Karren und Mauleseln aus den Abbaustollen heraus. Es wurde hauptsächlich zum Waschen verwendet. Auch heute wird teilweise noch Borax abgebaut, aber es lohnt sich kaum noch.

Schließlich erreichten wir mitten im Tal des Todes unseren Campingplatz, und das war eine Überraschung. Wir alle hatten hier Stille und Einsamkeit erwartet, einen sternenklaren Himmel und nur unsere beiden Gruppen, die hier friedlich übernachten wollten. Aber was fanden wir? Ganze Massen von Wohnmobilen, Autos, Motorräder, Lagerfeuer, Radios und Lärm. Das einzige, was unserer Vorstellung entsprach, war der sternenbedeckte, klare Himmel und die Toilette, die - wie meist - auch nicht abzuschließen war, weder Licht noch Spiegel hatte und wieder jene eigenartige Konstruktion von Armatur, aus der man immer nur so lange Wasser bekam, wie man den Hahn betätigte. Man konnte also nicht wie bei uns den Wasserhahn aufdrehen und das Wasser laufen lassen, sondern man brauchte eine Hand zum Wasserhahnoffenhalten, während man die andere darunter hielt. Hier in der Wüste war das ja einzusehen, daß Wasser gespart werden mußte, aber dasgleiche System fanden wir überall, selbst in großen Städten.

Häufiger Grund zum Witzeln war auch eine so typisch gewordene Bewegung, daß wir sie den Roteltick nannten, obwohl sie mit Rotel an sich gar nichts zu tun hatte, wohl aber mit Amerika. Die einzelnen Toiletten sind nicht wie bei uns durch ganze Türen voneinander abgetrennt, sondern nur durch halbhohe Türen, die etwa 30 cm vom Boden entfernt anfangen und etwa in Kopfhöhe aufhören. Da die Schlösser der Türen praktisch nie funktionierten und man vom etwaigen Insassen der Toilette jedesmal die Tür vor den Kopf geknallt bekam, wenn man testen wollte, ob sie frei war, hatten wir uns angewöhnt, erst mal kopfunter eine Toilette zu betreten, um nachzusehen, ob Füsse zu sehen waren. Es war immer wieder zum Schreien für diejenigen, die schon im Toiletten- oder Waschraum waren, wenn die Neuen hereinkamen und erst mal den Kopf bis fast auf den Boden neigten, um "Besetzt" oder "Frei" festzustellen.