Hier im Tal des Todes war es erwartungsgemäß sehr heiß und kühlte auch nachts kaum ab. Zum Abendessen gab es hier dicke Steaks und Salat, das Begrüssungsessen von Rotel. Bei unserem obligatorischen Rotwein saßen wir noch eine Weile beisammen in ziemlichem Wind, um dann bald in unsere Kojen zu verschwinden, die heute richtig aufgeheizt waren, wie ich das von früheren Reisen her gewöhnt war.

Am nächsten Morgen starteten wir um 7.30 Uhr zum berühmten Zabriskiespoint, einem herrlichen Aussichtspunkt. In diesen Bergen fanden wir alle möglichen Gesteinsfarben und -formen und konnten uns daran gar nicht sattsehen.

Es war schon enorm heiß, und wir schwitzten während der Fahrt nach Badwater, dem tiefsten Punkt der nördlichen Hemisphäre, denn wir befanden uns hier 86 m unter dem Meeresspiegel. Ein riesiger, fast ausgetrockneter Salzsee glitzerte und flimmerte vor unseren Augen, dann liefen wir über das Salz, das sich in unsere Profilsohlen einfraß. Hier wuchs absolut nichts mehr, nicht mal Algen. In einem kleinen Rest Wasser spiegelte sich wunderschön der Telescope-Peak, die Landschaft war völlig tot, eine krustige, öde, salzige Gegend, die lebensfeindlich und abweisend ist. Das hier nennt man des Teufels Golfplatz, und so sieht es auch aus.

Wir verließen diesen unwirtlichen Ort und fuhren von 86 m unter dem Meer auf 1700 m über dem Meeresspiegel zu einem Aussichtspunkt namens Dantes View. Von hier oben hatten wir einen phantastischen Blick auf den Salzsee, den wir kurz zuvor fast 1800 m tiefer betreten hatten.

{{g_ads}}

Es war eine unbeschreiblich grandiose Aussicht, und ich war total beeindruckt und begeistert von soviel Extremen. Angesichts dieser unwahrscheinlichen Größe, der unendlichen Weite, der absoluten Tödlichkeit dieser Landschaft, komme ich mir so winzig und total unbedeutend vor, wie ich tatsächlich ja auch bin auf dieser Welt. Unser Leben ist noch nicht einmal ein Wimpernschlag in der Geschichte der Zeit. Was bedeuten hier tausend Jahre oder zehntausend Jahre? Nichts! Dieses Hilflosigkeits- und Winzigkeitsgefühl packte mich immer und immer wieder auf dieser Reise, in jedem Canyon und vor jeder riesigen Felswand, die steil vor mir aufragte oder steil hinabfiel in große Tiefen. Alles auf dieser Reise durch die Geschichte der Erde war geprägt von Superlativen, daher ist es so unwahrscheinlich schwer, eine einigermaßen zutreffende Beschreibung zu finden. Wie Karl schon sagte: dieses Land muß man selber sehen und erleben, man kann es nicht filmen oder beschreiben, es ist dann immer nur ein Hauch von dem, was es in Wirklichkeit ist, eben unvorstellbar!

Tief beeindruckt liefen wir ein Stück den Berg hinunter, wo Reinhard schon beim Rotelbus mit der Suppe wartete, die angesichts der Außentemperaturen ausnahmsweise gar nicht kalt wurde. Überall entdeckten wir herrliche Blumen, vor allem den Wüsten-Malerpinsel, eine knallrote Blume, die einem Pinsel nicht unähnlich sieht. Daher der Name. Diese Blume begleitete uns von hier an fast ständig bis zum Endpunkt der Reise.