Schließlich entdeckte ich im Hafen ein U-Boot aus dem zweiten Weltkrieg. Da ich sowas noch nie gesehen hatte - weder von außen noch von innen - stieg ich also in dieses beängstigende Gefährt. Mir wurde ganz seltsam zumute, fast bekam ich Platzangst in diesem engen Ding und stellte mir vor, wie dieses Ungetüm unter Wasser dahinfuhr. Mir fiel der Film "Das Boot" ein, und mich schauderte bei dem Gedanken, mit diesem Boot unter Wasser fahren zu müssen. Für kein Geld der Welt würde ich das machen. Ich betrachtete die winzigen Waschbecken und engen Duschen, die Schlafpritschen der Mannschaft, die Mini-Küche und den Aufenthaltsraum. Es war alles blitzsauber, aber mich bedrückte das Ganze unheimlich, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie Menschen damit wer weiß wie lange unter Wasser leben konnten und auch heute immer noch können. Ich jedenfalls stieg rasch wieder aus an die Sonne und habe das Gefühl, die Welt wiedergewonnen zu haben.
Inzwischen war es fast Mittag, und ich lief immer am Hafen entlang in Richtung Zentrum. Hier joggten die Amis wie die Bekloppten in der Sonne. Sie hatten ein ordentliches Tempo drauf und begegneten mir in ganzen Heerscharen. Da gleich nebendran eine stark befahrene Straße verlief, fragte ich mich, ob das Joggen mit Blei überhaupt noch einen gesundheitlichen Effekt haben konnte.
Dann erlebte ich auch eine normale Mittagspause an einem Arbeitstag der Amerikaner. Bei McDonalds und anderen Imbißbuden standen sie Schlange und holten sich was, um dann genau so in der Sonne zu sitzen wie wir das tun, wenn sie denn scheint. Sie hatten auch die gleiche Kleidung an wie bei uns, d.h. die Männer mit Krawatte, die Damen in Kostümen oder Kombinationen. Richtige Büromenschen eben.
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Auffallend waren die vielen Japaner und Chinesen - es gibt allein in San Francisco 70.000 Chinesen - ansonsten unterschieden sich die Menschen kaum. Auf dem großen Platz vor dem Hafengebäude befand sich ein großartiger Springbrunnen, vor dem allerlei buntes Volk saß oder lag. Die einen machten Musik, andere tanzten eine Solonummer, andere dösten nur vor sich hin, aber niemand schaut auf, wenn ein besonders exotischer Typ herumläuft. Bei uns würde sich jeder umdrehen. Aber hier waren wir eben in Amerika, dem freien Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Man kann anziehen oder rumlaufen, wie man will, egal ob 4 Zentner schwer oder magersüchtig, egal ob kunterbunte Haare oder Glatze, hier schaut kein Mensch hinterher, und das fand ich toll. Die Amis gestehen sich gegenseitig viel mehr Narrenfreiheit und Individualität zu, und es herrscht bei weitem nicht so ein Klassendenken wie bei uns oder gar bei den Engländern, die hier von einer Ohnmacht in die andere fallen würden. Ich fand diese bunte Vielfalt einfach phantastisch.