Schließlich saßen wir schwitzend im knackheißen Bus und schnauften Richtung Los Angeles, das uns mit Feierabendverkehr empfing. Aber ich staunte mal wieder über die Ruhe und Disziplin der Amis. Hier fuhren sie in 8 Spuren, aber es entstand weder Hetze noch Gehupe oder Stau. Als wir wieder im Vacationland, unserem Campingplatz vom Start der Reise her, ankamen, fühlten wir uns fast wieder zu Hause. Nach Spaghetti Bolognese hockten wir noch eine Weile bei unserem letzten Rotwein um den Bus herum und tauschten unsere Ansichten aus.
Der nächste Tag stand zur freien Verfügung, und ich hatte mich aufgrund des Reiseführers für die ziemlich unbekannte Insel Santa Catalina entschieden, die sehr schön sein sollte. Ich würde zwar auch gerne einen Tagesausflug nach San Diego machen, aber alles ging nun mal nicht, und nachdem ich erfahren hatte, daß mich nicht nur eine sehr schöne Schiffstour, sondern auch ein besonders empfehlenswerter botanischer Garten auf Catalina erwarten würde, entschied ich mich also dafür. Und das habe ich wirklich nicht bereut, denn es war ein traumhaft schöner Tag, der diese Reise ganz toll abgeschlossen hat. Wir wurden mit den jeweiligen Bussen am Campingplatz abgeholt und zum zentralen Busbahnhof gebracht, von wo aus jeder in seine gewünschte Richtung umsteigen konnte. Schließlich kam ich in Long Beach am Hafen an, sah erst einmal das riesige Passagierschiff "Queen Mary", das heute als Museum, Hotel und Restaurant dient und wahrhaftig gigantisch ist und stieg dann auf das Schiff "Catalina King", das mich in zweistündiger Fahrt über tintenblauen Pazifik zu der wunderschönen Bucht von Avalon brachte. Avalon ist die einzige Stadt auf dieser 30 km langen Insel, die 40 km vom Festland entfernt liegt. Hier wohnen viele reiche Leute wegen des angenehmen, mediteranen Klimas.
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Ich stiefelte ein bißchen durch die verträumten Gäßchen und Straßen. Hier standen auch lauter kleine, romantische Holzhäuser mit Erkern und Veranden, und ich hätte mich am liebsten hier eingemietet, denn hier würde ich auch gerne den Winter verbringen. Aber wenn ich nicht doch noch im Lotto gewinne, werde ich mir das selbst im Rentenalter nicht leisten können, wenn ich wenigstens die Zeit dazu hab.
Im Besucherzentrum besorgte ich mir einen Plan der Insel und lief dann etwa 3 km bergan. Auf dem Weg zum botanischen Garten kam ich an einer Ranch vorbei, auf der mindestens 50 Pferde in den Koppeln standen. Etliche standen gesattelt vor dem Stallgebäude, und mir zuckte es doch in den Beinen. Die Insel zu Pferd zu erkunden, muß ein Vergnügen sein, aber da ich nicht wußte, wieviel Zeit ich für einen Ritt brauchen würde, ließ ich es doch sein. So kam ich bald zum botanischen Garten, der mein Herz wahrlich höher schlagen ließ, denn hier fand ich alles, was einen Kakteenliebhaber freut. Und außer den seltenen Exemplaren fand ich auch riesige Kugelkakteen in voller Blüte (Grusonii und Ferocactus), ein echtes und seltenes Erlebnis für uns Europäer. Ich bin sicher ein Dutzend mal auf und ab gelaufen, bis ich fast jeden Kaktus von den vielen hundert kannte und war restlos begeistert, zumal außer mir keine Menschenseele weit und breit zu sehen war. Es kam mir geradezu paradiesisch vor.