Heinz hebt eine dunkle Frucht von etwa Kastaniengrösse hoch und bricht sie auf. Darin sind weisse Maden, die angeblich süsslich und nach Kokosnuss schmecken und die bei den Indianern eine Delikatesse sind. Er fragt, ob jemand probieren will. Es graust uns, aber der kleine Gerhard will sehr wohl. Mit der grössten Selbstverständlichkeit essen er und Heinz diese Maden auf, und wir anderen kringeln uns vor Ekel. Klar, wir wissen, es ist kein grosser Unterschied zwischen so einer Made und einer Garnele. Aber immerhin ist die Garnele wenigstens gekocht…!
Nach drei Stunden kommen wir völlig verschwitzt und ausgelaugt zurück zur Lodge, vertilgen unser Mittagessen und haben danach Siesta. Es ist dermassen schwülheiss, dass einem jeder Schritt schwerfällt. In der Sonne es ist überhaupt nicht auszuhalten. So legen wir uns faul in die Hängematten im Schatten oder aufs Bett.
Um halb vier wollten wir die Tucano-Indianer besuchen. Der Wasserstand ist aber inzwischen zu niedrig, um mit dem Boot zu ihnen zu fahren. So kommen die Indianer mit ihren kleinen Kanus in die Nähe der Lodge zu einem grossen Platz, der als Fussballplatz und für verschiedene Vorführungen genutzt wird. Es sind etwa 12 Erwachsene und einige Jungen. Die Frauen tragen BH’s aus Kalebassenhälften und einen kurzen Rock, die Männer prächtigen Kopfschmuck aus Papageienfedern und einen Lendenschurz. Ansonsten sind sie nackt. Es sind kleine braune Menschen mit lackschwarzem Haar. Sie begrüssen jeden einzelnen von uns mit Händedruck und führen uns dann zu ihrer Flötenmusik einige Tänze vor und meist lachen sie dabei.
Eine junge Indianerin fasziniert mich, weil sie besonders apart und hübsch ist. Ihr langes schwarzes Haar hängt wie ein Schleier über ihren Rücken. Sie heisst Stella, ist 20 Jahre alt und möchte Lehrerin werden. Auf dem Foto von ihr und mir sieht man den gewaltigen Grössenunterschied. Wir grossen weissen Menschen sind für den Urwald nicht geschaffen, dazu muss man klein, leichtfüssig und möglichst „unsichtbar" sein, wie Heinz uns erklärt.