Diese Indianer leben in einem Reservat in ihrem Dorf und pflegen ihre alten Traditionen. Mit ihren Auftritten und dem Verkauf von selbstgemachtem Schmuck, kunstvollen Masken usw. finanzieren sie ihr Leben und können ihre Kinder in die Schule schicken. Ich hatte den Eindruck, dass sie sich mit diesem Kompromiss ganz gut arrangiert haben. Einige Ketten und eine wunderschöne Maske habe ich von ihnen gekauft, die mit einem Kranz von Arapaima-Schuppen gekrönt und mit Wirbel- und Rippenknochen einer Anaconda dekoriert ist. Der Mund besteht aus dem zähnestarrenden Gebiss eines Piranhas. Das alles sind Symbole für den Regenwald, und genau deswegen finde ich diese Maske sehr passend als Erinnerung.

Es war eine heitere, lockere Stimmung und beide Seiten haben gelacht. Das drohende Gewitter hat sich trotz dunkler Wolken und Donnergrollen verzogen, so dass wir trockenen Fusses wieder in der Lodge angekommen sind. Mich hatten unbemerkt einige Ameisen gebissen, und diese Bisse juckten auch 8 Tage später noch.

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Wir sassen faul in der Freiluftbar und tranken Wasser, Bier und Caipirinha. Ich bestellte einen ganz süffigen Fruchtcocktail mit Zuckerrohrschnaps. Bananenchips standen auch meist auf dem Tisch, und so ging es uns gut. Wir haben erzählt und gelacht und fanden Themen ohne Ende. Es ist keineswegs selbstverständlich, dass eine Reisegruppe sich so gut versteht. So merkten wir auch die enorme Hitze nicht so sehr, obwohl uns das Wasser in Strömen am Körper herab rann. Zwei grüne Amazonen-Papageien leisteten uns Gesellschaft mit ihren Clownerien. Einer war ganz mutig, und nachdem er erst Bananenchips geklaut hatte, steuerte er zielstrebig ein Bierglas an, aus dem er ganz geübt trank, was ganz witzig aussah.

Abends gab es wieder ein „Eigentlich-Büffet". „Eigentlich" deshalb, weil wir angesichts unserer geringen Aktivität gar kein Abendessen mehr gebraucht hätten, aber diesen vielen Leckereien doch nicht widerstehen konnten. Danach fuhren wir mit einem kleinen Boot hinaus in die rabenschwarze Nacht in einen kleinen Seitenarm des Taruma und machten uns mit einem grossen Suchscheinwerfer auf Kaimansuche. Schon nach wenigen Minuten sehen wir die ersten Augen aufleuchten, fahren aber noch weiter. Gespenstisch sehen Wald und Fluss aus. Schliesslich halten wir an und ehe wir überhaupt begriffen, hatte unser einheimischer Führer einen kleinen Kaiman im Genick gepackt und aus dem Wasser gezogen. Das Tier ist etwa 70 cm lang und 2 ½ Jahre alt und weiblich, wie Heinz uns fachkundig erklärt. Ausgewachsen sind diese Brillenkaimane etwa 3 m lang und können 70 Jahre alt werden. Auch diese kleinen Kaimane haben schon messerscharfe Zähne, vor denen man sich hüten muss. Der Guide gibt mir den kleinen Kaiman, und ich fühle die weiche, warme Haut und den Herzschlag. Er hat einen wohlgefüllten Bauch und schaut uns aus grünen Augen an.

Der Guide nimmt den Kaiman wieder und legt ihn am Ufer auf den Rücken und streichelt seinen Bauch. Daraufhin fällt das Tier in eine Art Hypnosestarre und bleibt etwa 30 Sekunden regungslos so liegen, ohne dass es festgehalten wird. Dann aber endet die Starre und blitzschnell ist der Kaiman im Wasser verschwunden. Wir fahren weiter in einen anderen Seitenarm. Wie der Blitz springt unser Guide kopfüber ins Wasser und taucht mit einem Kaiman in der Hand wieder auf. Dieses Exemplar ist zwar kleiner, aber sehr zornig, es strampelt und versucht zu beissen. Ich muss das Tier ganz schön festhalten, damit es mich nicht erwischt mit seinen scharfen Zähnchen, die sehr schmerzhaft zubeissen können. Anscheinend ist es sehr schwer, die Kiefer eines Kaimans zu öffnen, wenn sie sich einmal geschlossen haben.

Nebel ist aufgezogen, da die Luft inzwischen kühler als das Wasser mit 30° ist. Es sieht jetzt noch gespenstischer aus im Dunkeln. Wir fahren wieder zurück und nehmen den kleinen Kaiman mit. Auf der Plattform der Anlegestelle lassen wir ihn frei, und kopfüber springt er in sein Element, wo er noch eine ganze Weile ruhig im Wasser treibt, wie wir im Scheinwerferlicht sehen.

Ich hatte für eine Weile die Klimaanlage in meinem Zimmer eingeschaltet, so dass es jetzt angenehm kühl ist und ich gut schlafen kann bei geöffneten Läden. Da es aber heute auch nicht geregnet hatte, quaken die Frösche längst nicht so viel und laut wie in der ersten Nacht nach dem Gewitter. Ich kann kaum glauben, dass morgen schon der letzte Tag hier am Amazonas und im Regenwald ist. Trotz Hitze könnte ich es hier noch eine Weile aushalten und auf Pirsch gehen, und die Lodge ist wie eine Oase der Ruhe und Ursprünglichkeit. Hier geht alles gemächlich und freundlich, es gibt keinen Stress und Lärm weit und breit. Nur die Geräusche und vielfältigen Töne der Natur sind zu hören.