iseleiter, nimmt uns zünftig mit Cowboyhut und Khakikluft in Empfang. Wir haben 120 km Teerstrasse und 60 km Piste zu fahren, was inklusive Mittagspause 4 Stunden dauern soll. Dabei sind wir längst schon plattgesessen und total fertig, weil ohne Schlaf und ohne Frühstück. Im Auto herrscht daher Grabesstille, weil alle vor sich hindösen und auf Erlösung hoffen.

Die Landschaft ist meist topfeben, wenige Bäume und Buschwerk sind zu sehen, meist ausgedehnte Weideflächen, auf denen weisse Kühe (Zebus) grasen, die von Kuhreihern begleitet werden. Grosse Jacarandabäume blühen leuchtend lila. Als zwei grosse Aras über die Strasse fliegen, bin ich wieder hellwach. Nach 1 ½ Stunden machen wir in einer einfachen Raststätte Mittagspause mit grossen Nashornkäfern, die es hier in Mengen gibt. Sie sind etwa 8 cm lang und glänzen schwarz-braun. Der leidenschaftliche Hobbybiologe und –zoologe Gerhard haut uns gleich wieder den lateinischen Namen um die Ohren, und wir staunen immer wieder, was er alles kennt und weiss. Dabei hat er eine Mordsfreude und lacht, wenn er ein Tier oder eine Pflanze wieder richtig zugeordnet hat. Er ist ein ganz liebenswerter Zeitgenosse.

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Nach einem leckeren Essen und abschliessenden Kaffee sind wir wieder fit, als wir bei heftigem Regen losfahren. Hier war es seit Wochen trocken und heiss, kein Tropfen fiel vom Himmel jetzt in der Trockenzeit. Der Oktober ist normalerweise der trockenste Monat hier. Auch gestern gab es wohl kräftigen und langen Regen, was sehr ungewöhnlich, aber sehr willkommen ist. Wir hoffen jedoch, dass der Regen bald aufhört.

Schliesslich biegen wir von der Teerstrasse ab auf die rotbraune, ziemlich schlammige Piste, auf der wir langsam fahren müssen und ganz nett rutschen. Das rote Dreckwasser spritzt in Fontänen an den Seiten hoch und immer wieder auf die Windschutzscheibe. Jetzt sind wir wirklich im Pantanal und sehen schon auf der Hinfahrt viele Vögel wie Grausichler, Tukane, Aras, Kiebitze, Reiher und sogar drei Jabirus oder Tuiuiús, den Wappenvogel des Pantanal. Der Jabiru ist mit bis zu 1,50 Meter Höhe der grösste Storch der Welt.

Auf einmal lässt Ulli halten, weil er doch tatsächlich einen grossen Ameisenbären entdeckt hat. Wir kriechen durch den Weidezaun hindurch und ich laufe so leise und schnell wie möglich in seine Richtung, bis ich etwa 12 m von ihm entfernt und ganz aufgeregt bin, dieses Wildtier so nahe vor mir zu sehen. Und der Ameisenbär ist ein total ungewöhnliches Tier mit seiner schmalen langen Schnauze, den kleinen Augen und Ohren und dem überdimensionalen langen Schwanz, an dem sehr langes, schwarzes Fell wie frisch gebürstet herabhängt. Mein Wunschtier gleich zur Begrüssung entschädigt mich für das entgangene Faultier. Ich hatte mir sehr gewünscht, einen Ameisenbären in freier Natur zu sehen und hatte nicht damit gerechnet, ihn so schnell zu Gesicht zu bekommen.