Nach insgesamt vier Stunden Wanderung erreichten wir wieder den Fluss, wo wir noch etwas warten mussten bis uns das Boot wieder abholte. In der Zwischenzeit entdeckte ich an einem Baum einen Gecko, der immer wieder mit seinem Kopf nickte und danach seinen leuchtend roten Kehlsack aufblies. Diese Prozedur wiederholte er mehrere Male. Ich sage bewusst „er“, weil es ein Männchen sein musste bei dem ganzen Imponiergehabe, die Weibchen führen sich nicht so komisch und angeberisch auf. Ob das nun eine Drohgebärde oder Imponiergehabe gegenüber einem Weibchen war, konnte ich nicht sagen, da ich in der Nähe des Geckos weder einen potentiellen Feind noch ein Weibchen ausmachen konnte.
 
Nach unserer Rückkehr zur Lodge bekamen wir erst mal was zu essen. Am Besten wäre natürlich bei der Hitze einfach nur Obst gewesen, aber der Koch wollte uns wohl mästen, denn vor dem üppigen Hauptgericht gab es eine Suppe. Alleine die Suppe machte mich schon satt und ich hätte auf die Hauptmahlzeit gut verzichten können. Meistens gab ich sowieso einen Teil meines Essens ab, es fand sich immer noch einer, der sich über mein Fleisch oder Sonstiges hermachte. Oftmals waren es Gerhard oder Günter, die scheinbar nie satt zu kriegen waren. Dadurch war ich auch schneller mit dem Essen fertig als sonst...
Voll und satt und müde von der Dschungelwanderung folgte nun der Sprint auf die Hängematten, die unter dem großen schattigen Dach hinter den Tischen an den Stützbalken befestigt waren, und zum Faulenzen einluden. Es dauerte auch nicht lange, bis Tina über ihr (anscheinend nicht sehr spannendes) Buch eingeschlafen war. Ein paar Übermütige meinten, unbedingt in der Mittagshitze auf dem sonnigen Rasenfeld Volleyball spielen zu müssen. Ich hingegen zählte weder zu den Faulenzern noch zu den Sportlichen, und zog die Ruhe und die Einsamkeit am Fluss vor. Mit meinem Tagebuch und dem allgegenwärtigen Notizblock unter dem Arm stieg ich die Treppe zum Wasser ein Stück herunter und setzte mich auf die Stufen. Das Wasser reflektierte die Sonne zu mir, so dass es mir, obwohl ich im Schatten eines kleinen Baumes saß, heiß wurde. Während ich schrieb, lockte der Fluss mit seinem erfrischenden Wasser. Doch der Gedanke an Piranhas und Kaimane schreckte mich ab und so blieb ich fleißig und genoss die Stille, die mich umgab. Die anderen waren alle gut beschäftigt, baumelten in den Hängematten oder spielten Volleyball und ich hatte die Ruhe, die ich zum Schreiben benötigte.
Doch mit meiner Ruhe war es bald vorbei. Jedenfalls kam die ganze Touristen-Horde plötzlich auf die Idee, in den Fluss schwimmen gehen zu müssen. Wussten die überhaupt, dass es hier Piranhas geben sollte?