23.02.1998
Nach dem Regen der Nacht haben wir Sicht auf die Berge. Im Tal geht es durch eine herrliche Landschaft nur noch abwärts. Vom tiefblauen Himmel scheint die Sonne, über die hohen Bergflanken rauschen überall die glitzernden Wasser. Pferde grasen auf saftigen Wiesen und viele Blumen säumen den langen Weg. Auf der rechten Seite strahlt die weiße Pyramide des Alpamayo. An der breitesten Stelle des Tales queren wir den Rio Santa Cruz. Ohne Schuhe und Hose waten wir durch die eiskalten, strömenden Flußläufe. Nach dem malerischen See Jatuncocha müssen wir wieder links Geröllfelder passieren. Immer steiler geht es bergab, seit Stunden hören wir nur den tosenden Fluß, der durch diese Schlucht, inmitten einer urwaldähnlichen Vegetation stürzt. Ein Regenschauer und stellenweise Nebel oder aufsitzende Wolken tauchen diese Gegend in eine geheimnisvolle Szenerie. Jetzt würde man gern eine Pause einlegen, aber blutgierige Stechfliegen fallen erbarmungslos über einen her.
Schlagartig, nach 8 Stunden Abstieg, endet die Schlucht und man steht in einer fruchtbaren Ebene vor der Siedlung Cashapampa (2 900 m). Eukalyptusbäume, Agaven und Opuntien säumen den Weg, unten stehen Lehmkaten. Die Einwohner haben sich vor einer Blaskapelle versammelt, um Rosenmontag zu feiern. Nicht alle blicken uns freundlich an. Wir verschenken einige Dinge, erfahren dabei vor einem Haus die willkommene Nachricht, daß noch ein Colektivo nach Caraz fährt (2 300 m), und wir die 5 Stunden nicht laufen müssen. Das Vehikel rumpelt dann noch 2 Stunden auf einem einmaligen Fahrweg hinab. Die Spur- und Wasserrinnen sind ½ m tief. Dann steigt eine Frau mit einem großen Bündel Maisstroh zu, obwohl der Wagen voll besetzt ist. Der Fahrer organisiert noch ein Fahrzeug, welches uns nach Huaraz bringt. Es regnet, aber bei Edward gibt’s Wasserprobleme.
Die Fliegenstiche plagen uns noch nächtelang.

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24.02.1998
Zuerst suchen wir ein Restaurant zum Frühstücken, dann trocknen wir die Zelte. Gegen 13 Uhr erwarten wir an der Hauptstraße den Karnevalsumzug, aber das dauert. Zwischenzeitlich jagen die jugendlichen Gruppen mit wassergefüllten Eimern und Luftballons vorbei, um ihr Unwesen zu treiben. Einige haben auch Wasserfarben dabei, die Opfer sollen eingefärbt werden. Es gelingt uns trotzdem, die Zeremonie trocken zu filmen. Dabei wird geknallt, Lautsprecher plärren überlaut Musik und Ansagen, während buntgeschmückte Wagen vorbeifahren. Maskierte und kostümierte Narren winken herab. Ein lustiges Treiben!
Am Ende werde ich doch noch kräftig eingefärbt und muß mich und die alten Sachen gründlich waschen.
Am Abend öffnet der Himmel bei Blitz und Donner seine Schleusen, und die Straßen stehen ½ m hoch unter Wasser. Unter den Arkaden beobachten wir die Probleme der Autofahrer.
Für Morgen chartern wir einen Fahrer, der uns in das Gebiet der Puya raimondii bringen wird.
Letztes Problem eines Tages: Wo essen wir zu Abend? Wir entscheiden uns für eine Polleria und haben gut gewählt.