08.02.1998
Ein Bus fährt uns zum bekannten Markt nach Pisac. Die Berge sind wolkenverhangen, es regnet etwas. Tief unten im Urubambatal liegt der gleichnamige Ort. In Pisac herrscht reges Markttreiben. Bei dem trüben Wetter leuchten die bunten Trachten der Indios. Es drängen sich Händler und Kunden, Lautsprechergeschrei, Musik, die Waren werden angepriesen. In den Garküchen brutzeln Fleischstücke und choclo, es wird u.a. mit vielen Kräutern, Blumen, vielen Arten von Kartoffeln, Obst und Gemüse gehandelt. Preisgünstig gibt es Felle und Souvenirs. Es regnet heftig, so retten wir uns von Foliendach zum nächsten. Deshalb verzichten wir auf den Ausflug zu den Ruinen.
Auf den Bus müssen wir eine Stunde warten, dann erreichen wir die Inkafestung Ollantaitambo. Im Nachmittagssonnenschein stehen wir vor den Resten einer Anlage, die den Berghang emporstrebt. Stufen, Terrassen, Ruinen soweit man nach oben blickt, teilweise von Sukkulenten überwuchert. Schwitzend und schnaufend klettern wir die Steintreppen herauf und sind beeindruckt vom Rundblick: der tiefe Taleinschnitt, darin verloren das ärmliche Dorf und eine Vielzahl von Mauern, die einmal Menschen gefügt haben.
Die Weiterfahrt durch’s Urubambatal ist genüßlich für die Augen, die schroffen Berge über dem blühenden Tal, schmeichelhaft beleuchtet von der warmen, tiefstehenden Sonne. Von dort aus quält sich der Bus wieder auf 3 800 m Höhe über den Bergkamm, nun blickt man über 1 000 m hinab in’s Tal, dicht über uns üppige Wolken, die noch heute Morgen die Sicht behinderten.

{{g_ads}}

In Chinchero, kurz vor der Dämmerung, warten immer noch Händler mit ihren mannigfaltigen Auslagen auf uns. Das Bummeln auf dem abendlichen Kirchplatz und dem Markt mit Blick auf die untergehende Sonne hinter den Bergketten ist ein lohnender Abschluß.
Vor Fahrtende liegt das funkelnde Lichtermeer Cuscos unter uns, dort werden wir uns noch etwas die Beine vertreten.
09.02.1998 - Auf zum Inka-Trail!
Das bedeutet, 5 Uhr aufstehen und mit dem Bus wieder ins Urubambatal zu fahren. In Urubamba ist es sommerlich warm, wir frühstücken unter blühenden Hibiskusbäumen. Bis zum Fahrtziel „KM 77“ kommen wir nicht. Der Nebenfluß hat die Brücke weggespült. Ein Bus hat sich schon im Wasser festgefahren. Also laufen wir über die Eisenbahnüberführung und steigen in ein Colektivo um. Zusammengefercht werden wir eingestaubt und durchgerüttelt, die Räder haben bis zum Abgrund aber immer noch eine Handbreit Geröll unter sich, Aussteigen! Wir formieren uns, Gepäck aufsatteln, Träger nehmen Verpflegung und Zelte auf, mit uns wandern eine Gruppe junger Chilenen und zwei Brasilianer. Eine schaukelnde Hängebrücke quert den Urubamba und wir werden wieder an Nepal erinnert. Der Weg steigt aus dem Tal (2 300 m). Es ist schwülwarm, ein gelegentlicher Nieselschauer ist angenehm.
In der Landschaft blüht es farbenprächtig, vielgestaltig sind hier die Pflanzen: Gladiolen, roter Salbei, die blütenverschwenderische Cassia, Ginster, aufsitzende Tillandsien aller Größen, Bromelien und wieder die robusten, 1 ½ m hohen, kräftigen Agaven. Es ist ein abwechslungsreicher, schöner Wanderweg inmitten hoher Berge.
Es kommen ärmliche Hütten in Sicht, Kinder betteln, die Mittagspause ist willkommen, als eine Bergwiese dazu ausgesucht wird. Die Kinder geben uns eine lustige Vorstellung.
Später schauen wir auf die Ruinen von Llagtapata und steigen im Tal des Rio Cusichaca bis Wayllabamba. Dort rettet Jürgen einen Ziegenbock vor einem bösen Hund.
Dieser Zeltplatz liegt auf 3 000 m Höhe. Nach Genuß von Coca-Tee unterm Grasdach erfrischen wir uns am Bach. Beim Abendbrot blakt die Benzinlampe gewaltig (Peru-Patent: Konservendose mit Putzlappen und Kerosin gefüllt). Hunde, Katzen, Schweine lauern hinter unseren Bänken auf Essensreste.
In der Nacht trommelt ausgiebiger Regen auf das Zeltdach, stellenweise sind die Sachen im Zelt naß.