Wir werden gebeten uns auf geflochtene Binsenwülste zu setzen. Dann beginnt der Chef der kleinen Gemeinschaft mit den Erklärungen über die Lebensweise, die Bautechnik von Inseluntergrund und Gebäuden. Er zeigt uns die dazu notwendigen Geräte, weist auf die Besonderheiten des Insellebens hin. Wichtig dabei, die Sorgfalt im Umgang mit Feuer, denn hier ist das gesamte Material brennbar. Nur die aus Binsen und Erde vermischten „Fundamente“ der Inseln sind feucht.
Natürlich bauen die Frauen während dieser von Soledad und Lukas übersetzten Rede des Chefs ihre „Verkaufsstände“ auf. Denn mit diesen in traditioneller Handarbeit gefertigten Dingen verdienen die Leute einen Großteil des zum Leben notwendigen Geldes.
Nach dem Vortrag schnappt sich jede Frau einen oder zwei Touristen um den Innenraum der Binsenhütten mit der Einrichtung vorzuführen. Solche Räume haben wir schon viele bei unseren Reisen gesehen. Unterschiedlich zwar, aber in ihrer Einfachheit und Bescheidenheit doch exemplarisch. Besonders stolz sind die Leute auf ihr Radio. Das können sie mit dem Strom betreiben der von den Solarzellen neben den Häusern aufgestellt sind. Dafür loben sie den ehemaligen Präsidenten Fujimori, der habe ihnen das besorgt.
Und natürlich, praktisch jeder findet da eine Kleinigkeit die er den Frauen abkauft.
Was wir hier sehen ist natürlich einerseits Folklore, aber anderseits doch ein Stück gelebte Tradition. Und dass die Menschen traditionell gekleidet sind hat sicher nur wenig mit uns Besuchern zu tun, so laufen die Leute ja auch außerhalb in den Städten und Dörfern umher.
Wir nehmen zuletzt noch das Angebot an, für ein kleines Geld mit einem traditionell gefertigten Binsenboot eine Runde auf der Lagune zu drehen. Da fühlen wir uns ein wenig wie Thor Heyerdahl.
1969 versuchte Heyerdahl mit einer internationalen Besatzung, mit dem nach ägyptisch-phönizischem Vorbild entworfenen Papyrusboot Ra I von Marokko aus Amerika zu erreichen. Er ließ das Boot von afrikanischen Fischern vom Tschadsee bauen, die seine Befürchtungen beim Bau nicht beachteten. Sie entfernten ein Haltetau, welches das Heck stabil hielt, weil sie es lediglich für eine Verzierung hielten. Dadurch sackte das Heck der Ra I während der Überfahrt ab, wodurch das Boot 960 Kilometer vor dem Ziel, der Karibikinsel Barbados, auseinander fiel. Doch Heyerdahl gab nicht auf: Mit der authentischeren und drei Meter kürzeren Ra II stach er am 17. Mai 1970 erneut in See und erreichte am 12. Juli 1970 Barbados. Diesmal ließ er das Schiff von Anden-Indianern vom Titicacasee bauen. Die konnten das also besser als ihre Fischerkollegen aus Afrika.