Mit dem Bus fahren wir nun nochmals zum Cruz del Condor, weil wir doch einen Blick in den Colca-Canyon werfen wollen, diese 1.200 Meter tiefe Schlucht, die der Colca-Fluss geschaffen hat. Als wir dort ankommen, herrscht immer noch dicker Nebel, weswegen keine Menschenseele ausser uns hier ist. Aber der Nebel meint es gut mit uns, denn er verzieht sich genauso schnell, wie er morgens gekommen ist, und wir haben unbeschreibliche Blicke in diese mächtige Schlucht. Man kann die Schönheit und die Erhabenheit dieser Landschaft kaum beschreiben. Es ist ergreifend und macht stumm, wenn man am Abgrund steht und einerseits in diesen Canyon hinab und andererseits auf die mächtigen Berge und den schneebedeckten Vulkan El Mismi blickt, der sich 3000 Meter über den Canyon erhebt.
Zahllose schmale Wasserfälle rauschen die steilen grünen Abhänge hinunter, und es sieht aus, als ob die Berge hier ein grün-weiss gestreiftes Tuch trügen. Es ist einfach atemberaubend, verzaubernd und so schön, dass man weinen könnte. Gekrönt wird diese ganze Szenerie von einigen Kondoren, die ihre majestätischen Kreise ziehen. Für mich ist hier wieder eine Sternstunde im Leben, die sich mir unauslöschlich einprägen wird.
Auf dem Platz davor warten schon eine Menge Indiofrauen und Kinder, denn sie wissen, dass hier am Morgen Touristen vorbeikommen. Sie bieten Selbstgewebtes und Gestricktes, Geschnitztes und viel Alpaka in allen Varianten an. Und einige haben kleine Lamas und Alpakas dabei und auch verschiedene Adler, die man sich auf den Arm setzen lassen kann. Herrliche Vögel sind das, vor allem die scharfen Augen faszinieren uns, und Gitte und ich tragen so einen Vogel auf dem ausgestreckten Arm.
Ein besonders schönes grosses Lama hat bunte Wollfäden an den Ohrspitzen und schaut ganz stolz drein. Alle Bewohner tragen hier ihre bunten Trachten und Hüte, auch die Kinder. Da macht das Fotografieren Spass.
Weiter geht unsere Fahrt durch das grüne und blühende Colca-Tal mit tollen Ausblicken auf die flankierenden Berge und unten auf den Colca-Fluss. An einem Aussichtspunkt mit weitem Blick über dieses fruchtbare Tal entdecken wir ein Viscacha, einen Andenhasen, der zwischen den Felsen perfekt getarnt und nur zu entdecken ist, wenn er sich bewegt.