Auf 4.910 Metern – dem höchsten Punkt unserer Reise – steigen wir aus und sind überwältigt von der grandiosen Einsamkeit und der grenzenlosen Weite dieser eiskalten Steinlandschaft. Die Stille und Erhabenheit vermitteln einen Eindruck von Ewigkeit. Es ist, als würde die Zeit stillstehen, als wären wir auf einem anderen Planeten. Unfassbar, unbeschreiblich, ergreifend.

Wir fahren wieder ein wenig abwärts und sehen dann vereinzelte Hütten mit Pferchen, in denen die Lamas und Alpakas die Nacht verbracht haben. Nach und nach werden die Tiere auf die freie Weide gelassen und streifen in grossen Herden umher. Sehr viele Jungtiere sind dabei.

Bei dem einsamen Rasthaus, das wir auf der Herfahrt schon kennengelernt haben, trinken wir einen Koka-Tee gegen die Höhenkrankheit, dann geht es weiter. Uns begegnet nur ganz selten ein anderes Fahrzeug. Die ganze Zeit fahren wir auf einem Hochplateau zwischen 3.800 und 4.500 Metern Höhe. Die Sonne kommt raus, und es wird angenehm warm. Die Landschaft erinnert mich oft an die sanften einsamen Hügel der Mongolei, die ich so liebe. Nur, dass hier Alpaka- anstatt Pferdeherden ihr Auskommen finden und die Menschen anders gekleidet sind.

 

Total beeindruckt fahren wir weiter und kommen in ein kleines, ärmliches Dorf, wo wir ein kleines Restaurant für das Mittagessen finden. So einfach das Haus auch ist, das Essen ist hervorragend. Ich habe heute Sopa Criolla und Alpakasteak bestellt. Und vor allem das Alpaka ist superzart und feinwürzig. Hm!

Auf einmal beginnt es zu donnern, der Himmel hat sich grau zugezogen, dann beginnt es zu regnen. Als wir zurückfahren, ist das ganze Tal Wolken verhangen. Die strahlende Schönheit des Morgens kann man jetzt nur noch erahnen. Was hatten wir doch wieder für ein Wetterglück am Morgen mit all unseren Traum-Eindrücken.

Während der ganzen Fahrt ist uns heute kein einziger PKW begegnet, dafür aber viele Einheimische mit ihren Tieren, vor allem mit Eseln.

Als wir gegen 16.30 Uhr wieder in Chivay ankommen, ist es empfindlich kalt geworden, und ich ziehe meine neue Alpakajacke an. Gitte geht schlotternd in ihr Andenhaus, die meisten anderen gehen mit Rosi zum Markt des kleinen Dorfes, das ärmlich wirkt und mit den regennassen Naturstrassen keinen einladenden Eindruck macht.