Im Innenhof gibt es auch noch ein kleines Feld mit Kartoffeln und Quinoa, und der alte Mann zeigt uns, wie man mit dem Grabstock Kartoffeln pflanzt.
Wir fahren weiter auf der Hochebene und sehen plötzlich den Titicaca-See vor uns. Dann sind wir auch schon in Puno, einer Stadt mit 180.000 Einwohnern. Unser Hotel liegt jedoch ausserhalb der Stadt, worüber wir froh sind, denn nach soviel traumhaft schöner Natur steht uns der Sinn jetzt nicht nach lärmig-stinkender Stadt. Unsere neue Bleibe liegt direkt am Ufer des Titicaca-Sees und entpuppt sich als neues Luxushotel mit allem Komfort und dem aufmerksamsten Personal, das man sich denken kann. Mein komfortables Riesenzimmer hat zwei französische Betten. Vom Balkon aus sehe ich über den See und auf Puno und höre die Riesenblässhühner krakeelen. Da hält mich nichts mehr, ich muss an den See.
Ich bin noch nicht ganz die Treppe runter, da hält mir ein Boy schon die Tür auf und zeigt mir den Weg zum hoteleigenen Steg auf den See. Dieser Steg ist ca. 300 m lang und führt über den mit Entengrütze übersäten Uferbereich bis zur Anlegestelle der kleinen Boote. Hier wächst überall das hohe Tortora-Schilf, zwischen deren Halmen Wasservögel wie Enten und Reiher und schwarze Sichler ihr Futter suchen. Auch ein „Seepferdchen", ein Boot aus Schilf, dümpelt in der Entengrütze.
Auf dieser weiten Hochebene gibt es viele kleine Wasserläufe, Seen und Moore, auf denen die schönen schwarz weissen Andengänse schwimmen. In einem idyllischen See stehen eine Menge wunderschöner Flamingos, und Riesenblässhühner krakeelen und streiten wie bei uns am Bodensee. Am Ufer grasen Alpakas. Ein friedliches, wunderschönes Bild. Es gibt übrigens 3 Millionen Alpakas in Peru, davon allein 1 Million im Bezirk Puno.
Auf der Wasserscheide auf 4.500 Metern liegt ein Riesensee. Dort machen wir Stopp bei kleinen windschiefen WC-Häuschen. Eine Menge Indios haben hier ihre Stände aufgebaut, und obwohl es kalt ist, steht uns der Sinn nach Kaufen. Es macht viel mehr Freude, auf diesen kleinen freien Indiomärkten zu kaufen als in der Stadt. Gitte kauft schöne Pullis und Jacken für ihre Enkel, ich finde eine tolle Jacke und herrlich warme Pantoffel aus Alpakafell, die ich jetzt anhabe, während ich diesen Bericht schreibe, denn draussen liegt Schnee und es ist ungemütlich kalt.
Unsere Strasse führt uns langsam weiter bergab in eine flache weite Hochebene, die besiedelt ist. Kleine Dörfer tauchen auf und immer mehr Rinder, dafür kaum noch Alpakas. Wir erreichen die „Talsohle" auf 3.800 Metern und sind nun auf der Höhe des Titicaca-Sees. In Sillustani nehmen wir Abschied von Rosi und bekommen einen neuen Reiseleiter, einen Indio namens Benito vom Stamme der Aymara, die hier rund um den Titicaca-See bis weit nach Bolivien hinein zu Hause sind und als eigene Sprache das Aymara sprechen und ganz besondere Traditionen pflegen. Benito spricht viel langsamer und daher besser verständlich als Rosi, aber er war schon ein sehr eigenartiger Kauz.