Begeistert kommen die „Wasserfäller“ nach einiger Zeit zurück und wir fahren zum Camp. Da wir zeitlich knapp dran sind, müssen wir das Mittagessen runterschlingen, denn unser Flieger geht um 15.00 Uhr. So werden wir wieder mit dem offenen Jeep und den harten Holzbänken abgeholt und diesmal auf die Landebahn vor die Flugzeuge gefahren, um direkt in die Cessnas umzusteigen. Kaum sind wir gestartet, durchfliegen wir eine dicke Regenwolke, dann aber erreicht uns die Sonne wieder und wir haben sagenhaft schöne Ausblicke auf die unversehrte und unbesiedelte Landschaft mit Urwald und den mächtigen Tafelbergen des Canaima-Nationalparks. Wieviele Faultiere mögen da unten wohl in den Bäumen hängen? Viele grössere und kleinere Wasserläufe glitzern in der Sonne, und die vielen bizarren Inselchen des grossen Stausees faszinieren mich wieder. Eine zauberhaft schöne Landschaft ist das. Wir sehen später aber auch eine grosse Eisenerzmine und eine Landebahn, die die Landschaft verschandeln und rostrote Wunden in den Wald gerissen haben.
 
Nach gut einer Stunde landen wir wieder in Ciudad Bolivar, wo uns Gustavo schon erwartet. Nur die dritte Maschine mit Ewald und Cilfredo fehlt noch, aber Gustavo sagt, dass sie später kämen, was uns einigermassen verwunderte. Später erfuhren wir den ungewöhnlichen Grund dafür.
 
Den Sonnenuntergang erleben wir wieder sehr schön auf der Dachterrasse des Hotels. Sehr praktisch, dass die Sonne direkt neben der attraktiven Angostura-Brücke über dem Orinoco untergeht. Was für ein eindrucksvoller Tag war das heute!
 
Als es gerade richtig dunkel ist, fällt der Strom im ganzen Stadtviertel aus, und wir sitzen im Finstern. Überall werden Kerzen angezündet, und das sieht zwischen den alten Kolonialmöbeln sehr schön und romantisch aus. Dann gibt es wieder ein ordentliches Gewitter mit kräftigem Regen, und ich beobachte, wie die Blitze über den Himmel zucken. 
 
Nach einer knappen Stunde ist der Strom wieder da und wir gehen in das Restaurant um die Ecke, das zum Hotel gehört und in dem wir auch das Frühstück bekommen. Hier erfahren wir, dass Ewald und Cilfredo, die in Canaima mit der letzten Maschine des Tages fliegen wollten, wegen technischer Probleme der Cessna nicht starten konnten. Die einzige Möglichkeit, von dort noch fort zu kommen, bestand darin, mit einer alten Antonow D2 zu einer Goldgräbersiedlung zu fliegen. Da die Maschine zuvor Ölfässer transportiert hatte, waren keine Sitze vorhanden, so dass die wenigen Passagiere im Stehen oder auf dem Boden sitzend fliegen mussten. In der Goldgräbersiedlung angekommen, gabelte Cilfredo irgendwie ein altes Taxi auf, und eingequetscht zwischen noch anderen Passagieren fuhren sie dann durch Nacht und Regen nach Ciudad Bolivar, wo sie lachend eintrafen, als wir gerade mit dem Essen fertig waren. Ewald war total begeistert von diesem Abenteuer, und als wir am Ende der Reise jeden Teilnehmer nach seinem absoluten Highlight der Reise fragten, gab er eben jenen abenteuerlichen Flug mit der alten Antonow an. Es war jedenfalls ein grosses Hallo, und Ewald war so aufgekratzt, dass er gar nichts mehr essen konnte, sondern gleich zum Bier überging.