Zwar habe ich ganz gut geschlafen, aber dann zu meinem Entsetzen festgestellt, dass ich total zerbissen war und noch mehr grosse rote Plarren an Beinen, Po und Hüfte hatte, die grässlich juckten. Sah aus wie Milbenbisse, es können aber auch Wanzen gewesen sein. Dann fiel mir ein, dass in den Reiseunterlagen stand, dass man auch in den besseren Hotels im Bett immer lange Hosen anziehen sollte. Das hatte ich wegen der Hitze bisher nicht gemacht. Und hier waren wir im angeblich besten Hotel der Stadt. Während ich kratzte und anschliessend ein Gel auftrug, dachte ich doch ein wenig sehnsüchtig an unsere kühle Jahreszeit in Deutschland, in der es keine Stechtiere gibt und schon gar keine Flöhe, Wanzen und sonstiges Mistzeug im Bett.
 
Beim Frühstück berichten auch andere von diesen juckenden roten Flecken, andere haben die Beine voller Stiche, und Yvonne hat Durchfall. Maritta, unser Unikum aus Jena, ist wieder eine echte Erheiterung für uns alle beim Frühstück. Ihr graust es schon vor der langen Bootsfahrt, denn heute fahren wir ins Orinocodelta. Für Maritta ist Bootfahren das Allerschlimmste, dabei ist sie sonst so couragiert und überdies topfit. Mit über 70 macht sie jeden Tag eine Stunde Gymnastik und geht noch zweimal pro Woche schwimmen. Entsprechend gelenkig ist sie und ausserdem sehr temperamentvoll. Ihre Ansichten sind manchmal etwas kurios und ihre Ausdrucksweise ebenfalls, so dass wir viel Grund zum Lachen hatten. Sie geht am liebsten mitten hinein in das Gewühl und das Chaos der grossen Städte, da fürchtet sie sich überhaupt nicht. Für mich wäre das ein Horror und total abschreckend.

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Bevor wir diese nicht sehr erbauliche Stadt verlassen, fahren wir noch zur Post. Denn nach der langen und oft vergeblichen Suche nach Postkarten müssen wir nun schauen, dass wir Briefmarken bekommen, und das ist auch wieder ein Kapitel für sich. Wir merken immer wieder, dass Touristen hier Seltenheitswert haben. Die Post liegt in einem besseren Viertel der Stadt, wo wir auch sehr schöne Villen sehen, die alle „bis an die Zähne bewaffnet“ sind, das heisst, sie sind von oben bis unten ummauert und vergittert und teilweise von scharfen Hunden bewacht. Jedes noch so kleine Fensterchen ist vergittert. Also eingesperrt im eigenen Haus und die Angst als ständiger Begleiter.