Im Städtchen Boca de Uracoa sind wir bereits im Orinocodelta, das aus zahllosen Armen des Orinoco besteht, die alle einen Namen haben. Wir sind hier am breiten Rio Manamito, auf dem ganze Teppiche von Wasserhyazinthen schwimmen. Unser Schnellboot nimmt uns mitsamt dem Tagesgepäck auf, und los geht es. Es ist drückendheiss und schwül, und bald fallen die ersten Regentropfen. Wir ziehen unsere Regensachen an, und unter meinem Regenponcho fühle ich mich wie im Dampfkochtopf. Obwohl wir mit 60 – 70 Stundenkilometern über das Wasser rasen und uns fast die Haare vom Kopf fliegen, ist es heiss. Da der erwartete Regenguss ausbleibt, ziehe ich meinen Poncho bald wieder aus. Ab und zu, wenn uns ein anderes Boot begegnet, fahren wir langsamer und können dabei die palmblattgedecken, offenen Hütten der hier siedelnden Warrao-Indianer anschauen.
 
Während der ganzen Zeit hält sich Maritta stehend zwischen zwei Sitzreihen krampfhaft fest und leidet mit zusammen gekniffenen Lippen vor sich hin. Für sie ist diese Bootsfahrt die Hölle, aber auch für alle anderen ist die Fahrt aufgrund des enormen Tempos kein Vergnügen. Die herrlich üppige Vegetation des Regenwaldes können wir erst geniessen, als wir nach fast 100 Kilometern in einen kleinen Seitenarm abbiegen und ab jetzt langsam fahren. Diese stille grüne Welt ist idyllisch und romantisch und strahlt einen besonderen Zauber aus.
 
Schliesslich kommen wir zur Abujene-Lodge, die ganz im indianischen Stil aus Holz auf Stelzen in die Ufersümpfe gebaut und sehr archaisch und schlicht ist. Ich habe wieder ein Häuschen für mich alleine direkt am Fluss mit Balkon. Ausser einem Bett mit Moskitonetz gibt es nur noch ein kleines Tischchen und einen Ventilator, dazu eine Dusche mit Kaltwasser und ein WC. Das reicht. Anstatt Fenster gibt es Moskitogitter mit Vorhängen davor. Die einzelnen Häuschen sind über lange Holzstege erreichbar, und eine Taschenlampe muss man immer dabei haben. Uns gefällt es hier auf Anhieb sehr gut.