Etwa 30 km vor Tuléar wachsen nur noch dürre, große, graue Sträucher, die sehr häßlich anzusehen sind. Es ist ein undurchdringliches Dickicht und kein Weideland mehr. Als wir schließlich die Höhe verlassen, sehen wir das Meer, das sich hier die Straße von Mozambique nennt und natürlich ein Teil des Indischen Ozeans ist. Die kürzeste Entfernung zum afrikanischen Kontinent beträgt 400 Kilometer, und Thanh fragt doch tatsächlich, ob man das Festland sehen kann. Klar, wenn sie 400 km weit gucken und auch die Erdkrümmung überwinden kann! Wie sie an ihren Doktortitel gekommen ist, bleibt mir rätselhaft.

Jetzt geht es bergab auf Küstenhöhe. Den ganzen Tag über ist uns fast kein Auto begegnet, nur selten mal ein Lastwagen. Die häßliche Buschsavanne hört auf und weicht schönen Dattelpalmen. Wir kommen nach Tuléar und machen Halt im Hotel Capricorne. Hier bekommen wir einen Begrüssungscocktail, ordentliche Zimmer und ein gutes Abendessen, wobei wir die Geckos an der Wand beim Fliegenfangen beobachten. Wir sind hundemüde. Als ich ins Bad gehe, saust eine riesige fette Schabe um die Ecke. Pfui Teufel, ich hasse diese Viecher. Marion sieht das ganz locker, ihr graust es vor nichts. Darf es auch nicht bei einer Biologin. Gut, daß sie wieder fit und zum Schabenfangen einsetzbar ist. Trotzdem wird sie sofort zum Tropenarzt gehen, wenn sie wieder in Deutschland ist.

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Um 4.30 Uhr ist am nächsten Tag, dem 1.10., Aufstehen angesagt. Alle Hähne krähen um die Wette, und um 5.00 Uhr gibt es Frühstück. Helmut hat heute seinen 65. Geburtstag, und ich spendiere meine Stumpenkerze, vor die ich eine Glückwunschkarte stelle, auf der alle unterschrieben haben. Das hat ihn so früh am Morgen fast umgehauen.

Um 5.45 Uhr sind wir schon auf dem Weg aus der Stadt raus Richtung Flughafen. Uns entgegen kommen 3 Ochsenkarren mit Zebuhälften, die auf dem Markt verkauft werden sollen. Dann sehen wir etwa 50 Truthähne, die einfach so auf dem Bürgersteig zum Markt getrieben werden. Ein großer christlicher Friedhof befindet sich sinnigerweise direkt neben dem Krankenhaus und überall wuseln die vielen Pousse Pousse zwischen den Ochsenkarren herum. Tuléar ist Provinzhauptstadt und hat 100.000 Einwohner. Der tägliche Markt soll ein Schauspiel sein, für das wir aber keine Zeit haben, denn wir müssen zum Flughafen, weil wir den Flieger nach Fort Dauphin (Toliagnaro) erreichen wollen. Wir kommen frühzeitig an und lungern noch ein bisschen um den kleinen Flughafen herum, entdecken wunderschöne Pflanzen und werden dabei von einem sehr anhänglichen jungen Hund begleitet, der ständig gestreichelt werden will. Das Tier ist jedoch eine Flohschleuder, und die kann ich nicht gebrauchen, und so muss der Hund ungestreichelt von dannen ziehen.