Nach Worcester kamen wir durch eine Schwarzen-Siedlung, in der es ganz anders aussah. Keine Gärten mehr, keine schön gepflegten Häuser, sondern jede Menge Müll und Unrat um die Häuser herum. So langsam dämmerte mir, daß die Schwarzen einfach keinen Sinn für unseren Schönheitsbegriff haben. Müll stört sie einfach nicht. Und ich mußte mich wieder daran erinnern, unseren Maßstab hier zu vergessen.
Die Zeit verging wie im Fluge, und schließlich machten wir Picknick am Eingang eines Berg-Reservates, einem wunderschönen Platz in der kleinen Karoo, wie diese Landschaft genannt wird, ein Eldorado für Sukkulentenfans wie mich. Ich konnte nicht widerstehen und nahm ein paar winzige Ableger mit, die von den Pflanzen heruntergefallen waren. Sie sind alle angewachsen und blühen regelmässig.
Auf der Weiterfahrt kamen wir nach Montagu, einem kleinen Städtchen mit den typischen Häusern im kapholländischen Stil, umgeben von wunderschönen Gärten und gepflegten Anlagen, in denen Löwenmäulchen und Rosen, Agapanthus und Mittagsblumen um die Wette blühten. Viele lilablühende Jacarandabäume standen hier und auch der persische Flieder, der so phantastisch duftet.
Die Karoo besteht hauptsächlich aus Halbwüste und Steppe. Wir durchfuhren zunächst noch eine fruchtbare Ebene, in der große Obstplantagen und Weinberge zu sehen waren, auch gab es große Rinder- und Merinoschafherden. Dann wurden die Berge flacher, das Tal weiter, und wir kamen langsam in die Heimat der 100.000 Strauße, die nur an diesem Ort der Welt gezüchtet werden. Bis 1989 ist dies sonst nirgends gelungen. Wir besuchten die große Farm "Welgeluk", die 2.400 ha groß ist und auf der 3000 Strauße gehalten werden. So ein Strauß wiegt bis zu 150 kg und frißt pro Tag ca. 3 - 5 kg Futter, hauptsächlich Luzerne, Mais und Knochenmehl. Ab und zu braucht er für die Verdauung Kieselsteine. Die Küken, von denen wir massenhaft zu Gesicht bekamen, werden nach 14 Monaten geschlachtet. Der Hauptgewinn wird mit dem Leder erzielt (60 %), die restlichen 40 % mit dem sehr schmackhaften Fleisch und den zarten Federn. Ein 14 Monate alter Strauß kostet etwa 700 - 800 Rand, das sind (1989) etwa 560 DM. Das Straußenleder soll das wertvollste und haltbarste Leder überhaupt sein.