Wir wurden in ein Gehege geführt, in dem ein Straußenpaar ein Gelege erschaffen hatte. Die Henne legt 15 - 20 Eier, dann fängt sie oder er an zu brüten. Nimmt man ihr aber vorher immer wieder Eier weg, dann legt sie immer weiter, um das Gelege zu vervollständigen. Auf diese Weise kann sie bis zu 45 Eier legen. Man darf ihr allerdings nicht zuviele Eier wegnehmen, weil sie das sehr schwächt. Die weggenommenen Eier werden künstlich ausgebrütet, die Küken werden in Herden gehalten je nach Altersgruppe und von einem Straußenpaar betreut.
Von einem Führer erfuhren wir alles Interessante und Wissenswerte über den Strauß, der riesengroß ist und bedrohlich aussehende Beine hat, mit denen er sich sehr erfolgreich wehren kann. Bevor jemand von den Arbeitern so ein Straußengehege betritt, "bewaffnet" er sich mit einem langen Dornenast, um die manchmal recht angriffslustigen Vögel abzuwehren. Auf dieser Farm werden jährlich etwa 4000 Küken gezogen, die fast alle geschlachtet werden.
Schließlich wurde uns ein zahmer Strauß namens James vorgeführt. Der arme Kerl mußte in den Rupfstall, wo er so festgeklemmt wurde, daß er keinen Schritt vor oder zurück konnte. In diesen Rupfställen werden die Vögel alle neun Monate ihrer zartesten Federn beraubt, was angeblich schmerzlos ist und in die Zeit der natürlichen Mauser gelegt wird. An die Schmerzlosigkeit glaube ich jedoch nicht. James jedenfalls ließ alles über sich ergehen. Man zog ihm einen Sack über den Kopf, und wer wollte, konnte sich probeweise auf seinen Rücken setzen. Es wollten etliche ausprobieren. Ich fand das aber für das arme Vieh entwürdigend und beschloß, entweder richtig darauf zu reiten, wenn der Vogel frei ist, oder gar nicht. Ich war die einzige von allen Zuschauern, die einen Straußenritt wagen wollte. Daraufhin wurde James wieder in sein Gehege entlassen und zwei schwarze Helfer brachten eine ganze Straußenherde in unsere Abzäunung, was ich zunächst nicht verstehen konnte. Aus den vielen Straußenweibchen wurde das Männchen herausgeholt und an den Zaun gedrängt - ohne seine Weibchen wäre er nie gekommen. Ich kletterte also zuerst auf den Zaun und von dort aus auf den Rücken des Riesenvogels, der verdammt wackelig und elastisch war. Da er wie ein Kegel geformt ist, saß ich nicht gerade sicher oder gar bequem. Meine Beine steckte ich rechts und links jeweils unter einen Flügel und verschränkte sie vor der Brust des Riesenvogels. An den Flügeln hielt ich mich fest, und dann ging es los. Lenken sollte ich angeblich mit dem Hals, den ich entweder nach rechts oder links ziehen sollte. Und Vorwärtsgehen erreicht man durch rhythmisches Klopfen auf den Hals des vogels. Für mich blieb das Theorie, denn ich hatte alle Hände voll zu tun, mich an den Flügeln festzuhalten und kam mir vor wie auf einem Schiff bei schwerem Seegang, eine überaus schaukelnde Angelegenheit. Schließlich bedeutete ich den beiden Helfern, den Vogel anzuhalten und mir wieder herunterzuhelfen. Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen. Sie packten mich von hinten und zogen mit einfach runter von dem Vogel unter dem Gejohle der Menge. Ich hatte ziemlich wacklige Kniee, freute mich aber, daß ich die einzige Gelegenheit auf Erden, einen Strauß zu reiten, wahrgenommen hatte. Aber nochmal möchte ich das auch wieder nicht. Nachdem ich Elefant, Kamel und nicht zuletzt ganz ordentlich das Reiten auf Pferden kennengelernt hatte, fehlte mir so ein Strauß eben noch.