Nach diesem Ritt waren wir in das angrenzende Geschäft entlassen, wo es alles zu kaufen gab, was der Strauß hergibt. Das ging los bei ausgeblasenen Eiern und allen möglichen Gegenständen, die man daraus fertigt bis hin zu den verschiedensten Dingen und Schuhen aus Straußenleder. Da Straußenleder sehr wertvoll ist, sind die Preise entsprechend hoch. Ein schlichtes Portemonnaie fängt bei umgerechnet etwa DM 100 an, nach oben gab es keine Grenze. Ich kaufte nichts, sondern schlenderte nach draußen, wo wir anschließend mit beiden Gruppen - der zweite Rotelbus folgte uns immer auf dem Fuße - ein Abendessen mit Strauß als Hauptgericht serviert bekamen. Und das Essen war wirklich sehr lecker, es gab Straußenei-Omelett, Straußen-Steak und Straußenwurst. Der Geschmack war ausgezeichnet, das Fleisch schmeckte leicht nach Wild und war sehr zart. Dazu servierte man uns weißen und roten Wein aus der Gegend, und uns ging es wieder einmal gut. Zum Abschluß des Abends sang uns das gesamte Küchenpersonal - 9 Schwarze - noch einige Lieder vor mit viel Freude und Temperament, was wir dann auch beantworteten, in dem sangen "Lustig ist das Zigeunerleben" und "Kein schöner Land". Das war zwar nicht sehr originell, paßte aber zu der Reise, und die Schwarzen applaudierten kräftig.
Dann fuhren wir im Dunkeln zu unserem nahegelegenen Campingplatz "Kleinplaas". Und auf der Fahrt dorthin erfuhren wir von Erwin die schier unglaubliche Nachricht, daß die Berliner Mauer gefallen sei und daß die Menschen aus dem Osten freien Zugang in den Westen hätten. Wir konnten es gar nicht fassen und fragten ihm Löcher in den Bauch. Ulla und Uwe aus Berlin sind ja am direktesten betroffen und brachen in Tränen aus. Uns allen saß ein Kloß im Hals. Konnte man diese Nachricht glauben? Es war so unwahrscheinlich. Keiner hatte mit dieser Entwicklung so schnell gerechnet. Aber es stimmte tatsächlich! Wir hatten ja während der ganzen Reise keine Zeitungen gelesen und keinerlei Nachrichten gehört, was uns ja auch recht war. Um so überraschender kam nun diese Nachricht. Nachdem wir uns ein wenig beruhigt hatten, saßen wir an diesem Abend alle zusammen an einer langen Reihe von Rotel-Tischchen und sprachen von diesem historischen Ereignis. Am nächsten Tag stand dick und fett in Deutsch in der Zeitung: "Die Mauer ist weg!" Es war wirklich kaum zu glauben. Dennoch hatten wir keine weitergehenden Informationen und löcherten jeden, der nach Deutschland telefoniert hatte. Aber meistens klappte die Telefoniererei nicht. Ein paar Tage später konnten Ulla und Uwe jedoch erfahren, daß in Berlin das totale Chaos herrschte angesichts der Menschenmassen, die aus dem Osten als Tagesausflügler in den Westen kamen. Mehr erfuhren wir nicht.
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Sogar ein Schreiben von Kaiser Wilhelm aus dem Jahre 1900 war dabei. Auf jeden Fall hat Paul Krüger in diesem Haus ein schönes Zuhause gehabt mit edlen Möbeln und Lampen, das ganze Inventar war nobel. Die vielen Fotos und Bilder stellten ihn als einen gütigen und gerechten Mann dar. Zumindest machte er diesen Eindruck auf mich, und es wundert mich daher auch nicht, daß er von allen "Ohm", also Vater genannt wurde.
Nachdem wir auch noch das Melrose-Museum besichtigt hatten, auch wieder ein wunderschönes Haus mit Mobiliar im viktorianischen Stil, machte uns die Hitze vollends fertig. Wir wollten heute nicht mehr und waren heilfroh, als es Zeit zum Mittagessen war. Und das war dann wieder eine Wucht, die uns erneut auf die Beine brachte. Das Mittagessen - ein großes kalt-warmes Büffet - fand im "Karos Manhattan Hotel" statt. Davor stand ein hellblauer Rollce Royce mit weißen Schleifchen, offensichtlich fand gerade eine Hochzeit statt. Wir gingen also in die erste Etage und staunten schon wieder. In einem riesigen Lokal prangte genau in der Mitte ein gigantisches, viereckiges Büffet, das mit tausend Leckereien gespickt war. Das Lokal war fast voll besetzt, überall hing Weihnachtsdekoration, und Nikoläuse hingen an den Wänden. Dazu ertönten die ganze Zeit Weihnachtslieder. Die vielen Leute gehörten meist zu Firmen, die hier ihre Weihnachtsparties feierten. Vor jedem standen hübsch verpackte Geschenke, und die Frauen waren angezogen, als wollten sie gleich auf einen rauschenden Ball gehen. Dabei war es Mittagszeit und draußen herrschte eine Gluthitze. Ich würde wohl nie auf die Idee kommen, unter diesen Umständen Weihnachten zu feiern.