Je tiefer ich kam, umso grüner wurde es. Ein wunderschönes Tal tat sich vor mir auf. An einer Seite führte mich der Weg in das Tal, mir gegenüber wurde es durch eine hohe steile Felswand begrenzt, nach rechts konnte ich durch das offene Tal über die Wolken hinweg in die Ferne sehen und links erhob sich der gewaltige Kibo, dessen am Südhang gelegene Gletscher in der Sonne schillerten. So idyllisch das alles auch aussah, mit den hämmernden Kopfschmerzen konnte ich das einfach nicht genießen. Wie immer war ich nicht die erste die das Camp erreichte, und die anderen hatten mein Zelt schon so weit aufgebaut mit dem Gestänge, dass ich mir nur noch einen geeigneten Platz aussuchen musste und es mit den Schnüren fest verankern brauchte. Der Boden war allerdings so hart, dass ich die Heringe nicht hineingeschlagen bekam. Und die wenigen Heringe, die bis dahin noch nicht verbogen waren, schlug ich nun auch noch krumm und schief. Ich meinte mich zu erinnern, dass in der Bibel geschrieben stand: „...und baue dein Haus auf Fels...“, oder so ähnlich, aber das war mir nun wirklich nicht möglich. Also musste ich improvisieren. Die Schnüre schlug ich nicht mehr mit Heringen in den Boden, sondern wickelte sie um Lavablöcke und band sie daran fest. Das ging ganz leicht, denn die Lava war porös und die Schnüre konnten nicht abrutschen an den scharfen Kannten der Lavabläschen. Endlich war ich damit fertig und legte mich auch sofort in meinem Zelt auf meiner Isomatte hin.

 

Thomas meinte, das sei die Nachwirkung von der Höhe und ich sollte eine Aspirin nehmen. Da ich kein großer Freund von Tabletten bin, ließ ich mich nur widerwillig darauf ein.

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Nach einer halben Stunde ging es mir dann besser und ich freute mich auch schon wieder auf das Abendessen. Das Tal lag gut geschützt vor dem Wind, aber dafür waren wir auch sehr bald im Schatten der Talwand, und man konnte gut beobachten, wie der Schatten auf dem Boden immer näher auf uns zu wanderte und das Tal mit einem dunklen Tuch zudeckte. Schlagartig wurde es kalt, obwohl es bis zum Sonnenuntergang noch lange dauerte. Das Essen konnte ich dann auch schon wieder genießen, und als wir danach noch ein Lagerfeuer entfachten, war die Welt auch schon wieder in Ordnung. Wie jede Nacht hier oben war auch heute wieder ein traumhafter Sternenhimmel über uns, und wir erhofften uns endlich einmal Sternschnuppen zu sehen. Doch die ließen mal wieder auf sich warten, und so kam es, dass ich zum Schluss ganz alleine an der Glut unseres langsam verlöschenden Feuers saß und einsam auf eine Sternschnuppe wartete... Die Stille und die Weite des Universums um mich herum waren überwältigend, kein Laut war zu vernehmen, der Berg schlief.