Es gab eine Fotopause, bevor das Boot sich zur Rückfahrt wandte. Immer noch waren die Fenster mit Planen bedeckt, und es goss wie aus Kübeln. Tsetsefliegen fielen über die Passagiere her.

Aber das Schlimmste kam noch: Ein schrilles Zischen von hinten. Stimmte was mit der Klospülung nicht? Warum war die Crew plötzlich so aufgebracht? Dann wurde mir bewusst, dass ein Albtraum, der sich bereits unbewusst in meinem tiefsten Inneren gebildet hatte, wahr geworden war: Der Motor war kaputt. Nun waren wir, ohne Telefonnetz, ohne nötige Infrastruktur wie ein Ersatzboot, im Gewitter auf einem Gewässer gefangen, indem Krokodile, Nilpferde und nicht zuletzt Billharzia lauerten. Wie sollte man das überleben.

Klaus scherzte, dass wir nun zurückschwimmen müssten. Die Anderen lachten herzhaft. Wie kann man in einer solchen Situation nur so gelassen sein?

Der Motor war nun aus, und die Mannschaft hantierte eifrig herum, Schraubenzieher zückend, wirkte dabei aber einer unlösbaren Aufgebe ausgesetzt. Wir trieben nun schon seit einer Dreiviertelstunde mit wachsener Angst auf dem Nil herum. Der Rettungsanker war ein

Holländischer, handwerklich begabter Tourist. Gemeinsam mit der Besatzung bearbeitete er den Motor und überschüttete ihn mit Nilwasser.

Dann passierte, immer noch bei Regen, ein Wunder: Der Motor ging wieder an. Das Boot machte eine Drehung von 360 Grad und fuhr los. Ca 20 Minuten vor der Lodge fiel der Motor nochmals aus, ging dann jedoch wieder an und lief bis zum Schluss reibungslos. Zu sehen war im Regen nichts an Tieren. Wir erreichten, fertig, die rettende Lodge und beendeten diesen ereignisreichen Tag mit Dinner vom Büffet auf der Veranda.

 Kapitel 4

Montag, 31. Juli Paraa- Fort Portal

 

Dies war ein anstrengender Tag mit viel Fahrerei, bei der wir eine Strecke von mehreren hundert Kilometern auf einer sehr schlechten Straße zurücklegen mussten.

Um 7:15 ging es los. Nachdem Gepäck und Reisende im Geländewagen waren, fuhren wir zur Anlegerstelle der Nilfähre. Mir saß das gestrige Erlebnis mit dem Boot noch in den Knochen,

so dass ich „ Oh Gott, nicht schon wieder Boot fahren“ dachte. Als ob einer der maroden Motoren der Fähre meine Gedanken erraten hatte, ging er kaputt, bevor wir und das Auto überhaupt auf der Fähre waren. Dies brachte eine Verzögerung von 20 Minuten ein, in der die Mannschaft mit Improvisationskunst ( welhe hier in Afrika üblich und in der Regel erfolgreich war) den Motor reparierte. Die Überfahrt an sich über die morgendliche Nilidylle verlief reibungslos.

Es ging weiter durch das Bugunga Wildlife Reserve. Warzenschweine und Paviane kreuzten unseren Weg. In diesem Reservat war eine landwirtschaftliche Nutzung in Maßen erlaubt, so dass wir auf kleine, aber ordentliche Dörfer am Straßenrand stießen. Die Menschen lebten hier in kleinen runden Gebäuden aus Lehm mit Papyrusdächern. Es wurden Maniok, Kochbananen und Süßkartoffeln angebaut. Ankolerinder und Ziegen grasten im Buschland. Ein Ziegenjunges war gerade geboren worden; die Nabelschnur hing noch am Bauch.